Das Seminar führt in die Geschichte und inhaltlichen Schwerpunkte des buddhistisch-christlichen Dialogs ein. Der buddhistisch-christliche Dialog ist eine Religionsbegegnung im historischen und doktrinären Spannungsfeld: Dem Historiker Arnold Toynbee wird die Aussage zugeschrieben, dass in der Auswertung des 20. Jahrhunderts durch die Historiker der Zukunft die Tatsache am bedeutsamsten erscheinen würde, dass Buddhismus und Christentum in Kontakt getreten seien. In der Tat ist aus historischer Perspektive besonders ab der zweiten Hälfte des 20. Jh. die Entwicklung eines globalen Dialogs zu beobachten, an dem auch die im Westen berühmtesten buddhistischen Protagonisten beteiligt waren, wie z.B. der 14. Dalai Lama, der vietnamesische Mönch und Friedensaktivist Thich Nhat Hanh oder der Zen-Gelehrte D.T. Suzuki. Auf der anderen Seite hat diese Entwicklung aber auch eine konfliktreiche Vorgeschichte: Der buddhistisch-christliche Erstkontakt fand zumeist unter dem Vorzeichen des Kolonialismus und westlichem Imperialismus in Asien statt. Die Ergebnisse dieses Aufeinandertreffens waren vielerorts folgenreiche Konflikte, die den Dialog z.T. bis heute prägen.

Auf doktrinärer Ebene werden Buddhismus und Christentum oft als einander völlig gegensätzliche Religionen dargestellt. Auf der einen Seite scheinen Konzepte wie Gott und Nirvana, das Karma-Gesetz und der Schöpfungsglaube, Jesus und Buddha oder Gebet und Meditation oft unvereinbar. Auf der anderen Seite hat sich der buddhistisch-christliche Dialog als eine der vielversprechendsten und ressourcenreichsten Dialogbegegnungen erwiesen, der nicht nur zahlreiche Versuche des interreligiösen Verstehens, sondern auch theologische Einbindungen der Tradition des religiös Anderen erwachsen sind.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2020/21