Die Kultur des Mittelalters ist stark visuell geprägt. In einer Face-to-Face-Community und weithin illiteralen Gesellschaft kommt Formen der Sichtbarkeit und nicht zuletzt Bildern eine kaum zu überschätzende Bedeutung für jegliche Art der Kommunikation zu. Auch die Literatur des Mittelalters partizipiert an dieser auf Visualität basierenden Kommunikation, wenn Texte in vielerlei Hinsicht im Wechselbezug zu anderen Medien stehen: über explizite Thematisierungen etwa oder genuin eigene rhetorische Strategien zur Evokation oder gar Imitation von Bildern. Dabei prägen immer wiederkehrende Bildmotive und traditionelle Darstellungsweisen allgemeine Ikonographien noch im volkssprachigen Roman aus, die es stets zu erkennen und zu deuten gilt, sei es im religiösen oder politischen Diskurs.

Das Seminar möchte den verschiedenen Ausprägungen wechselseitiger Bezüge von Text und Bild nachspüren und die Frage nach spezifischen Ikonographien im Erzählen von König Artus stellen, von seinen Rittern der Tafelrunde (u. a. Iwein, Gawein, Parzival, Tristan) sowie vom Heiligen Gral. Anhand ausgewählter und in Auszügen zu besprechender Texte aus Historiographie und Artusdichtung gilt es dabei, der Verwendung und Funktionalisierung etwa von Wappen, Zeichen oder konkreten Bildern in der jeweiligen Geschichte nachzugehen, auf der Ebene der Darstellung gesonderte Beschreibungstechniken in ihrem narrativen Zusammenhang zu hinterfragen oder auch verschiedene Formen des Medienwechsels von der Illustration in Handschriften bis zu modernen Verfilmungen des Stoffes nachzuvollziehen. In Erarbeitung und Anwendung grundlegender Ansätze einer intermedial interessierten Literaturwissenschaft möchte das Seminar letzthin einen eigenen Blick auf die Gattung des Artusromans werfen.

Voraussetzung für die Teilnahme am Blockseminar ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 3.12.2019, 18–20 Uhr, Raum SH11, bei der Arbeitsgruppen eingeteilt werden, sowie die Bereitschaft, sich aktiv am Seminar zu beteiligen. Ein Reader mit Texten zum Seminar (Auszüge mittelhochdeutscher Texte sowie Forschungsliteratur) wird bis zur Vorbesprechung vorliegen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2019/20