Die Herrschaftszeit Karls des Großen (768-814) ist für die europäische Geschichte mit Prozessen und Weichenstellungen von großer Tragweite verbunden. Die politische und militärische Konsolidierung des Frankenreichs, die Reformbestrebungen in unterschiedlichen kulturellen und religiösen Feldern, sowie die Wiederbegründung des weströmischen Kaisertums im Jahre 800 schufen gesellschaftliche und politische Bedingungen, welche die Geschichte Europas nachhaltig prägten. Auch daher hat man Karl den Titel „Vater Europas” – neben vielen anderen Sinngebungen – zugeschrieben. Nicht immer im Mittelpunkt des Interesses standen Karls mitunter intensive Kontakte oder Konflikte mit Herrschern und Akteuren außerhalb des lateinischen Europa. So kommunizierte der Karolinger etwa wiederholt über Gesandte mit den Kalifen von Bagdad. Von besonderer Relevanz aber waren die Beziehungen zum byzantinischen Reich. Für die oströmischen Kaiser, die im griechisch geprägten Konstantinopel herrschten, war die Kaiserwürde Karls zunächst eine Provokation. Das „Zweikaiserproblem”, das aus dieser Konfliktsituation erwuchs, führte zu diplomatischen Kontakten, militärischen Handlungen und Aushandlungsprozessen, aber auch „transkulturellen Verflechtungen” zwischen der westlichen und der östlichen Welt. Das Seminar bietet eine Einführung in die Herrschaftszeit Karls des Großen, die frühe byzantinische Geschichte, sowie die Beziehungen zwischen den lateinischen und griechischen Kulturräumen.
- Lehrende/r: Marcel Bubert