Soziologische Theorien der modernen Gesellschaft gehen seit jeher davon aus, dass das "Bewegungsgesetz" der Moderne sich als Differenzierungsgeschehen begreifen lässt. Der Übergang in die Moderne wird als Änderung der Differenzierungsform bechrieben (z.B. bei Durkheim: von der segmentären zur arbeitsteiligen Gesellschaft; z.B. bei Luhmann: von der stratifikatorischen zur funktionalen Differenzierung). Bei aller Ähnlichkeit im Deskriptiven findet man jedoch ganz unterschiedliche Konzeptionen von Differenzierung in den jeweiligen Theorien. Es macht einen Unterschied, ob man von der Ausdifferenzierung von Wertsphären (Weber) oder von Systemen (Luhmann) ausgeht. Strittig ist sogar, ob Differenzierungstheorien auf den Begriff "Gesellschaft" verzichten sollten oder nicht. Ziel des Seminars ist es, in die feinen Unterschiede zwischen den wichtigsten Theorien sozialer Differenzierung einzuführen und vor diesem Hintergrund zu diskutieren, ob die spätmoderne Gesellschaft weiterhin umstandslos als eine in "autonome" Teilbereiche (Wissenschaft, Kunst, Politik und Recht…) differenzierte Gesellschaft zu begreifen ist.
- Lehrende/r: Peter Isenböck