Vor mittlerweile beinahe 40 Jahren veröffentlichte Hans-Joachim Gehrke seinen Aufsatz zum ‚siegreichen König‘, in dem er unter Rückgriff auf Max Webers Herrschaftssoziologie den charismatischen Charakter des hellenistischen Königtums hervorhob und zeigen konnte, dass hellenistische Könige geradezu zur Sieghaftigkeit ‚verdammt‘ waren, um sich Akzeptanz bei ihren Untertanen zu verschaffen. Ulrich Gotter hat vor ein paar Jahren mit der charmanten Metapher des ‚kastrierten Königs‘ darauf hingewiesen, dass dieser Zwang zur Sieghaftigkeit wohl vor allem für den frühen Hellenismus gilt und dass wir seit dem ‚Tag von Eleusis‘ (168 v. Chr.) mit anderen Formen der Herrschaftslegitimation hellenistischer Könige zu rechnen haben.
Im Seminar wollen wir uns, ausgehend von der Idee, dass noch stärker die zahlreichen unterschiedlichen Rollen hervorgehoben werden müssen, die hellenistische Könige zu spielen hatten, eben diese verschiedenen Rollen genauer ansehen und der „chameleon quality“ (John Ma) des hellenistischen Königtums nachspüren. Wir wollen für ausgewählte einzelne Herrscher der jeweiligen Form ihrer monarchischen Repräsentation nachgehen. Zugleich werden die wichtigsten Dynastien der Antigoniden, Seleukiden, Ptolemäer und Attaliden auch als solche in den Blick genommen. Dabei soll gefragt werden, welche Strategien dynastischer Selbstdarstellung hellenistische Königsfamilien jeweils verfolgten und inwieweit diese sich voneinander unterschieden.
- Lehrende/r: Sebastian Scharff