Die politische Geschichte des Hellenismus lebt im Kern von dem Zusammenspiel des Dreiecks aus Königen, Bundesstaaten und griechischen Poleis. Gerade die hellenistische Polis als historisches Phänomen ist nun in den letzten Jahren wieder verstärkt in das Blickfeld der Forschung geraten. Dabei ist die Idee von der ungebremsten Vitalität der Polis und ihrer politischen Institutionen im Hellenismus mittlerweile bereits zu einem Gemeinplatz der Forschung geworden. Umstrittener ist dagegen die Frage, ob ein ‚Honoratiorenregime‘, eine Schicht von außerordentlichen reichen Bürgern, die alle wichtigen Ämter monopolisierten, das Kennzeichen der Stadt im späten Hellenismus war. Darüber hinausgehend, nehmen neuere Untersuchungen jetzt auch die Geschichte der Nacht im Hellenismus, die hellenistische Stasis oder die hellenistische Agonistik in den Blick.
In der Übung wollen wir uns intensiv mit Quellen zu all diesen und weiteren Themen auseinandersetzen. Dabei soll das Phänomen der hellenistischen Polis auch in seiner regionalen Breite und typologischen Vielgestaltigkeit in den Blick geraten. In ausgewählten Einzelfallstudien wollen wir lokalen Diskursen nachspüren. Wir wollen uns mit Metropolen wie Alexandria, Bildungszentren wie Athen und Rhodos, Mittelmächten wie Pergamon, aber auch großen und kleinen Städten, die im Rahmen einer bundesstaatlichen Organisationsstruktur agierten, beschäftigen.
- Lehrende/r: Sebastian Scharff