Unter dem Label „nachhaltige Mobilität” werden Alternativen zum fossilen, auto-zentrierten Mobilitätssystem sowohl in der Wissenschaft, in der planerischen wie politischen Praxis als auch in der Gesellschaft verhandelt. „Nachhaltige Mobilität” soll ökologisch verträglich, sozial gerecht und ökonomisch leistungsfähig sein. Die Verlagerung von Verkehrsmittelanteilen (Modal Shift) vom motorisierten Individualverkehr hin zum Fahrrad kann einen wichtigen Beitrag für nachhaltige Mobilität in Städten leisten, weshalb die Förderung von Radverkehr verstärkt ins Zentrum wissenschaftlicher Forschung rücken sollte.
Forschung im Verkehrsbereich drehte sich lange Zeit um die ökonomische Leistungsfähigkeit von (motorisiertem) Verkehr. Es ging um Kosten-Nutzen-Kalküle, wirtschaftliche Effizienz, Infrastrukturplanung und Folgenabschätzung, die in erster Linie mit quantitativen Methoden untersucht wurden. Im Zuge einer nachhaltigen Entwicklung wird Mobilität zunehmend als „social issue” verstanden und ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung (z.B. Mobilität ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe; Mobilität kann massive Auswirkungen auf die Umwelt haben). In dem Zusammenhang bedarf es auch qualitativer Forschung, die den prozessualen Kontextcharakter des Forschungsgegenstandes betont und für ein besseres Verständnis die notwendige Tiefe ermöglicht. Fragen wie „Wer fördert wie und warum Radverkehr in Städten?” sollen im Standardkurs adressiert werden.
Dieser Standardkurs führt zum einen in die nachhaltige Mobilitätsforschung (mit dem Schwerpunkt Radverkehrsförderung) sowie zum anderen in den Umgang mit qualitativen Forschungsmethoden in dem Bereich ein. Im Seminar erarbeiten die Studierenden zunächst die relevanten Konzepte Nachhaltigkeit, Nachhaltige Mobilität und Radverkehrsförderung sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Anschließend wird eine Einführung in die qualitativen Methoden der Sozialforschung gegeben. Den Schwerpunkt des Standardkurses bilden zwei ausgewählte Methoden: qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2015 & Schreier 2017) und Process-Tracing (Beach&Pedersen 2019). Die Beschäftigung mit den Methoden erfolgt in einem Dreischritt: Zunächst wird es eine Einführung in die Methoden und die neuesten Entwicklungen der jeweiligen Methode geben. Danach werden wir uns mit praktischen Beispielen aus der Literatur beschäftigen. Schließlich werden wir die Methoden in Gruppenarbeit auf selbst entwickelte Fallstudien und Fragestellungen aus dem Bereich nachhaltige Mobilität und Radverkehrsförderung anwenden.
WICHTIGER HINWEIS: DAS SEMINAR BEGINNT IN DER ZWEITEN VORLESUNGSWOCHE. 1. SITZUNG IST AM 17. OKTOBER 2019!
Studienleistung:
Erarbeitung einer Fallstudie (in Gruppenarbeit) mit Methodenanwendung und deren Präsentation im Seminarverlauf.
Prüfungsleistung:
Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit (4000-4500 Wörter).
Einführungsliteratur:
Beach, Derek & Pedersen, Rasmus B. (2019): Process-Tracing Methods. Foundations and Guidelines. Ann Arbor: University of Michigan Press.
Mayring, Philipp (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz Verlag.
Schreier, Margrit (2017): Qualitative Content Analysis in Practice. London: Sage.
- Lehrende/r: Berenike Feldhoff