Das Seminar beschäftigt sich mit einem Phänomen, das erst in jüngerer Zeit in den Blick der Forschung geraten ist: Mediennostalgie. Der Begriff meint die Zuwendung zu ‚alten‘ Medien, die mit dem Schwelgen in Erinnerungen an vergangene Zeiten verbunden sein kann. Zum Beispiel kann der Rückgriff auf „alte“ Medien die Zeit, in der das Medium früher typischerweise genutzt wurde, und die damit verbundenen Emotionen wiederaufleben lassen. Allerdings greifen wohl auch junge Menschen zu solchen – eigentlich vergangenen – Medien. Es kann zwischen technologischer und inhaltlicher Mediennostalgie unterschieden werden (Menke, 2019, S. 75): Während bei ersterer z.B. der Schallplattenspieler oder ein Nokia-Handy als Gerät das Objekt der Nostalgie sein kann, können heutige Erwachsene andererseits Medieninhalte wie z.B. „Die Drei ???“ nostalgisch nutzen, um darüber Momente ihrer Kindheit oder Jugend aufleben zu lassen.

Mit qualitativen Rezeptionsstudien auf der Basis von Leitfadeninterviews (und evtl. auch Gruppendiskussionen) stellt das Forschungsseminar die Sichtweisen der Nutzer*innen ins Zentrum: Wie und warum wenden sich Menschen heutzutage (vermehrt) ‚alten‘ Medien zu? Inwieweit stellt dieser Retro-Trend eine Antwort auf den digitalen Medienwandel dar?

Das methodische Handwerkszeug wird im Seminar systematisch vermittelt und eingeübt.

 

Literaturhinweise
Böhn, A. (2010). Mediennostalgie als Techniknostalgie. In A. Böhn & K. Möser (Hrsg.), Techniknostalgie und Retrotechnologie (S. 149-166). Karlsruhe: KIT Scientific Publishing.
Menke, M. (2019). Mediennostalgie in digitalen Öffentlichkeiten. Zum kollektiven Umgang mit Medien- und Gesellschaftswandel. Köln: von Halem

 

Studien- und Prüfungsleistung
Mitwirkung an allen Phasen der Forschung sowie begleitende Lektüre und Präsentationen; als Prüfungsleistung ein Forschungsbericht im Rahmen einer AG.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2019/20