Der Dichter Charles Baudelaire gehört sowohl mit seinem 1857 publizierten Gedichtband Les Fleurs du mal, den die Justiz des Zweiten Kaiserreichs zensierte und verurteilte, als auch mit seiner Kunstkritik (den Salons von 1845, 1846 und Le Peintre de la vie moderne) zu den Begründern einer modernen Ästhetik, die europaweit rezipiert wurde. Das Spätwerk, die Prosagedichte des Spleen de Paris, war für die moderne Theoriebildung in den Humanwissenschaften von Belang.
Das Seminar will einen Überblick über das Werk Baudelaires geben. Wir werden uns mit der Stadtlyrik des Dichters, den Tableaux parisiens, beschäftigen und dabei nach der Rolle des Dichters in der modernen (bürgerlichen) Gesellschaft fragen. Die großstädtische Welt rückt in den Phänomenen von Menge und Mode bei Baudelaire in der Schrift über den Zeichner Constantin Guys in den Blick; im Spleen de Paris ist u.a. die Darstellung des Pauperismus der Pariser Bevölkerung – wie z.B. in den Prosagedichten Les Yeux des pauvres – Gegenstand der Darstellung. Neue Techniken und Medien der technischen Reproduktion (Fotografie und Druckgraphik) reflektiert Baudelaire in seinen kunstkritischen Schriften, er selbst ist mit Nadar, dem berühmten Fotografen des 19. Jahrhunderts, eng befreundet. Um Sprache und Stil Baudelaires zu erfassen, werden wir einschlägige und neuere deutsche Übersetzungen der Werke des Dichters heranziehen.
Was leisten Lyrik und ästhetische Reflexion für die Erkenntnis von Gesellschaft und Welt? Dieses Erkenntnisziel will das Seminar den Studierenden vermitteln.
- Lehrende/r: Hilfskräfte Frau Prof. Westerwelle
- Lehrende/r: Karin Westerwelle