Wenn im allgemeinen wissenschaftstheoretischen Sinne unter Wissen jene gerechtfertigten und überprüfbaren wahren Meinungen verstanden werden, die entweder über sprachlich vermittelte Wahrnehmungen und Vorstellungen oder logische Ableitungen (Inferenzen) gewonnen werden und einen analytischen, deskriptiven oder praktischen Charakter haben (was der Fall ist oder was getan werden soll), so ist in diesem klassischen Sinne das „Nichtwissen“ immer negativ gemeint als etwas, wovon kein Wissen abgeleitet werden kann. Phänomenologisch und existenzialanalytisch betrachtet ist gerade das antinomische Phänomen des „Nichtwissens“ die eigentliche produktive Quelle des Denkens und Wissens, dass es immer etwas herauszufinden gibt, was selbst nicht zu denken und zu wissen ist. Aus dem ganz neuen Blick des Wissenschaftszweiges der Agnotologie eröffnet sich ein kritisches Verständnis von Wissen, Wissensansprüchen, der Wissensproduktion, den Wissenskulturen und den Grenzen des Wissens und der daraus folgenden Wissenspolitik. Das Seminar zielt zunächst – in seinem ersten einführenden Teil – ein basales Verständnis über Wissen, Diskurse des Wissens und der Genealogie der Wissensformen zu vermitteln, um dann in seinem zweiten Teil verschiedene Diskurse des Nichtwissens und seine möglichen Metamorphosen in Kommunikation und Politik darzulegen.
- Lehrende/r: Carsten Ohlrogge
- Lehrende/r: Gallina Tasheva