Die sogenannten Minne- und Aventiureromane des späten Mittelalters wurden von der literaturwissenschaftlichen Forschung lange Zeit als epigonenhaft und trivial abgestempelt. Häufig orientiert am über Legenden vermittelten Schema des spätantiken Liebesromans erzählen sie von der meist früh einsetzenden Liebe eines jungen Paares, das infolge widriger Umstände getrennt wird und erst nach langer Zeit abenteuerlicher Bewährung wieder zueinander findet. Damit sind weit ausschweifenden und von mitunter wilder Fabulierkunst geprägten Erzählungen Tür und Tor geöffnet: Erzählt wird von verzauberten Mädchen, von merkwürdigen Mischwesen und magischen Dingen, von jungen Helden auch, die es in ferne Länder verschlägt oder durch Jenseitswelten reisen. Und bei aller Fremdartigkeit verhandeln die Romane dennoch zentrale Fragen von Liebe und Identität, von Macht, Genealogie und Religion, Fragen mithin, an die sich ein auffallendes Interesse an Medialität, an Sichtbarkeit und Schriftlichkeit, anschließt. Das Seminar möchte diesen und anderen Fragen vor dem Hintergrund einer sich im späten Mittelalter wandelnden Erzählkultur nachgehen. Anhand verschiedener mittelhochdeutscher Romane des 13. bis 15. Jahrhunderts soll der Fokus somit auf die spezifischen narrativen Entwürfe der Romane gerichtet werden, um sie weniger in ihrer Epigonalität als vielmehr in ihrer spezifischen Intermedialität und Alterität gegenüber klassischen Erzählkonzepten zu untersuchen.

Voraussetzung für die Teilnahme am Blockseminar ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 04.12.2018, bei der Arbeitsgruppen eingeteilt werden, sowie die Bereitschaft, sich mit teils einsprachigen mittelhochdeutschen Ausgaben der zu besprechenden Romane aktiv auseinanderzusetzen.

Ein Reader mit Texten zum Seminar (zumeist einsprachige Auszüge mittelhochdeutscher Romane sowie Forschungsliteratur) wird zur Vorbesprechung des Seminars vorliegen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19