Nach einer Einführung in das Erinnern und seine Formen im Judentum beschäftigt sich dieses Hauptseminar – Teil einer neuen Kooperation des Institutum Judaicum mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel – mit dem Erinnern im öffentlichen Raum anhand der „Stolpersteine“.

 

Das vom Künstler Gunter Demnig initiierte Projekt „Stolpersteine“ konstituiert jeweils dezentrale, „kleine“ Erinnerungsorte, die sich jedoch zusammengenommen zum größten dezentralen Gedenkmal in Europa entwickelt haben. Seit Oktober 2017 gibt es auch in Buenos Aires erste symbolische Erinnerungsformen außerhalb Europas. Teilweise umstritten, sind die im Boden verlegten Steine mit einem beschrifteten Messingschild das erfolgreichste Erinnerungsformat an die NS-Gewaltverbrechen. Im Stadtgebiet von Münster sind ca. 250 Stolpersteine verlegt.

 

Das Seminar führt anhand der Ausstellung „Geschichte Gewalt Gewissen“ in der Villa ten Hompel in diese Form des Erinnerns ein. Eine von der Villa ten Hompel entwickelte, gleichnamige kostenlose App fügt den reduzierten Informationen der Steine selbst die Ergebnisse lokalgeschichtlicher Forschung zu den erinnerten Personen (durch Gisela Möllenhoff, Rita Schlautmann-Overmeyer, Peter Schilling und anderen) hinzu. Im Seminar sollen zum einen diese Spuren (auch durch Erkundungen vor Ort) weiterverfolgt und miteinander verknüpft werden. Zum andern sind die Studierenden eingeladen, eigene Entdeckungen zum Erinnern an NS-Opfer beizusteuern, etwa auf Stolpersteine in anderen Teilen des Münsterlands (bzw. ihrer eigenen Heimat) oder auf bisher nicht sichtbare Erinnerungsorte (überbaute Synagogen oder Friedhöfe etc.) zu verweisen. Schließlich sollen pädagogische Ideen zum Umgang mit den Stolpersteinen oder selbst gefundenen Erinnerungsorten an die Verfolgung und die Lebenswelt von Juden in Westfalen entwickelt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2018/19