Was heute mit dem Begriff „Mediatisierung” bezeichnet wird, nämlich die Durchdringung des Alltags mit mediatisierter Kommunikation, ist kein nur gegenwartsbezogenes Gesellschaftsphänomen. Alle Massenmedien, auch Radio oder Fernsehen, waren einmal ‚neue’ Medien und haben sich im Alltag der Menschen schrittweise etabliert, wobei die häusliche Sphäre zentral war. Ob und wie sich ein neues Medium durchsetzt, entscheidet sich auf der Ebene der Aneignung und Alltagsintegration verbunden mit Kontextfaktoren wie Technikentwicklung, Vermarktung, Inhaltsangebot.

Der historische Rückblick soll in der Veranstaltung eine gewichtige Rolle spielen, um auf diese Weise die aktuellen ‚digitalen‘ Entwicklungen besser zu verstehen. Das Seminar thematisiert theoriegerichtet und anhand vorliegender Studien die Prozesse, in denen Medien von den Menschen nach und nach in ihren Alltag integriert wurden und sich darüber als Massenmedien etablierten. Reflektiert werden häusliche Aneignungsprozesse aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer sowohl in historischer Perspektive (u.a. Radio, Fernsehen, Telefon) als auch bezogen auf die Gegenwart bzw. jüngere Vergangenheit (Internet, Handy/Smartphone u.a.). Zu erörtern ist, welche gesellschaftlichen und sozialen Folgen die Durchsetzung und Domestizierung des jeweils neuen Mediums hat(te), wie sich die Medienrepertoires, das Alltagshandeln, das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit jeweils verändert haben und mit ihnen die Kommunikationskultur der Gesellschaft.

Das Seminar findet vorwiegend in Form eines Lektürekurses statt, d.h. in jeder Sitzung wird ein Text im Zentrum stehen, ggf. ergänzt um Referateelemente.

 

Leistungsanforderungen

Neben regelmäßiger Lektüre werden die verantwortliche Vor– und Nachbereitung einer Sitzung (Textdiskussion, ggf. mit Referateelementen) sowie als Prüfungsleistung zwei Essays verlangt.

 

Literatur zum Einstieg

Röser, Jutta (Hg.) (2007): MedienAlltag. Domestizierungsprozesse alter und neuer Medien. Wiesbaden: VS.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19