Auf 50 Teilnehmer begrenzte Veranstaltung, Anmeldung erforderlich!

Soziale Arbeit stellt als zentraler, gesellschaftlicher „Hilfeakteur”  Beratungsangebote und –leistungen in institutionalisierter (thematisch spezialisierten Beratungsstellen, z.B. Schuldnerberatung, Schwangerschaftsberatung, Erziehungs- und Familienberatung, Ehe- und Paarberatung) und funktionalistisch – als „Querschnittsmethode” – in sozialpädagogischen Arbeitsfeldern (z.B. ASD, Heimerziehung, offene Kinder- und Jugendarbeit) zur Verfügung. Beratung unterstützt – im Sinne einer sozialen Dienstleistung und einer „Hilfe zur Selbsthilfe” – Ratsuchende bei der Klärung, (Neu-)Orientierung und Bearbeitung ihrer alltäglichen Problemlagen. Sie gilt als zentralste Handlungsmethode der Sozialen Arbeit und ist fester Bestandteil ihres Angebots- und Leistungsspektrums (z.B. im SGB VIII).
Zugleich zeigt sich, dass Beratung nicht von allen Adressat_innen in gleicher Weise genutzt wird und daher zielgruppenorientiert gedacht werden muss. In der Erziehungsberatung zeigt sich z.B. anhand der Anmeldungen, dass diese i.d.R. durch die Mütter der Kinder erfolgt.

Da nicht davon auszugehen ist, dass Männer und Väter per se weniger Unterstützungsbedarf haben, gilt es die möglichen soziologischen, psychologischen und  sozialpädagogischen „Ursachen” dafür zu reflektieren und im Sinne der Zielgruppenadressierung und konkreten Intervention für Beratungsprozesse zu beachten.
Der Psychologe und Psychotherapeut Björn Süfke schreibt in seinem Buch „Männerseelen. Ein psychologischer Reiseführer” u.a.:

„Die Schwierigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen, ist für viele Männer ein ernstzunehmendes Problem, welches aber keineswegs individuell zu pathologisieren ist. Vielmehr kann der mangelnde Zugang zu eigenen Gefühlen als Grundproblem der männlichen Identität betrachtet werden. […] Die Wahrnehmung eigener Besonderheiten und Gefühle ist die Grundlage dafür, persönliche Schwierigkeiten konstruktiv zu lösen” (Süfke 2010, S. 18 ff.).

Häufig werden daher alternative Bewältigungsstrategien gesucht, die meist externalisierend ausgerichtet sind (z.B. Flucht in Süchte und/oder Gewalt/Aggressivität).

Auch der  britische Journalist Jack Urwin macht in seinem Buch "Boy's don't cry - Identität, Gefühl und Männlichkeit" auf die Folgen toxischer Männlichkeit, Hypermaskulinität und der sich verändernden Bedeutung männlicher Körperlichkeit aufmerksam:

„‚Bigorexie‘ bezeichnet das ungesunde Verhalten von Menschen - besonders Männern -, es mit dem Aufbau eines muskulösen, gutgeformten Körpers zu übertreiben. Sie hungern nicht wie Menschen mit Anorexie, doch ihre Probleme sind deswegen nicht weniger real.” (Urwin 2017: 128)

Neben diesen Grundlagen zum Thema „Männlichkeit” (männliche Sozialisation, gesellschaftliche Rollenbilder –erwartungen, bio-psychologische Faktoren), sollen konkrete Beratungsansätze und Methoden u.a. aus dem Bereich der sozialpädagogischen und systemischen/lösungsorientierten Beratung vorgestellt und eingeübt werden.
Das Ziel des Seminars ist es, den Studierenden einen inhaltlichen Überblick über die Thematik, als auch eine praktische Einführung in das Gestalten und Führen von Beratungsgesprächen (Erstgespräche, Ablauf/Prozess, Fragetechniken, Settings, Grundhaltungen etc.) zu geben. Daher wird neben den theoretischen Inputs (Referate) besonderer Wert auf die praktischen Anteile (angeleitete Übungen, Demonstrationen) gelegt.

 

Drei Sitzungen werden von externen Referenten und Beratern übernommen, die den Studierenden aus ihrem beruflichen Alltag berichten werden. Thematisch werden sich diese Sitzungen mit Psychotherapie für Männer, Gewaltberatung und Sexualpädagogik/-therapie befassen.

Der Dozent arbeitet in einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle und ist daher mit den beraterischen Abläufen vertraut.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19