Ob auf Norderney, in Bad Tölz oder im westfälischen Bad Sassendorf: Wer in den Jahrzehnten zwischen 1940 und 1980 Kind war, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit wenigstens einmal eine mehrwöchige Kinderkur absolviert. Finanziert durch öffentliche Träger, Unternehmen und karitative Verbände wurden allein in Bad Sassendorf jedes Jahr mehrere tausend Kinder in größeren und kleineren Heimen untergebracht. Die Kinder sollten an Gewicht zunehmen und „aufgepäppelt” werden; durch Solebäder, Inhalation und Bewegung an der frischen Luft versuchte man, eher unspezifische Krankheitsbilder zu kurieren. Für viele Kurkinder war der Aufenthalt hingegen mit Heimweh, Unsicherheit und Gewalterfahrungen verbunden, die bis heute nachwirken können.
Ziel eines durch die Stiftung WWU geförderten Citizen-Science-Projektes ist es, in einer Kooperation zwischen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Betroffenen, den Westfälischen Salzwelten und Studierenden einen digitalen Ortsrundgang für Bad Sassendorf zu entwickeln. Mithilfe eines in eine App integrierten digitalen Guides soll der Kuralltag in diversen Institutionen sowie an bedeutenden Orientierungspunkten im Ort für Besuchende durch die Methode des Storytellings multiperspektivisch erlebbar gemacht werden. Die Lehrveranstaltung vermittelt einen Überblick über die Geschichte des Kinderkurwesens und bietet v.a. die Gelegenheit, praktische Erfahrung in der Umsetzung eines digitalen Bildungsprojektes gemeinsam mit Betroffenen, Ehrenamtlichen und Museumsmitarbeiter*innen zu sammeln.
- Lehrende/r: Lena Krull
- Lehrende/r: Jeanette Kathrin Metz
- Lehrende/r: Oliver René Schmidt