Die Frage nach der Bedeutung und den Zielen menschlicher Bildung hat Philosophen von jeher beschäftigt. In der Debatte überkreuzen sich traditionell zwei Ansprüche: Durch ihre Bildungseinrichtungen will eine Gesellschaft einerseits die jeweils nachrückende Generation zur Übernahme als zentral erachteter gesellschaftlicher Rollen und Aufgaben qualifizieren. Philosophische Überlegungen zur Bildung schließen daher an die Sozialphilosophie an. Andererseits ist Bildung auch Teil und Voraussetzung für ein individuell gutes Leben und rückt damit in den Fokus der Ethik. Im Seminar sollen historisch wichtige und wirkmächtige Ansätze wie der Neuhumanismus und der Pragmatismus in den Blick genommen und diskutiert werden, die beiden Ansprüchen gerecht zu werden versprechen. Daneben soll aber auch der methodologische Beitrag der Philosophie berücksichtigt werden: Die analytisch geprägte „philosophy of education“ hat es sich, weitgehend unbeachtet im deutschen Sprachraum, schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht, verbreitete Slogans zu Bildung und Erziehung einer begrifflichen Klärung zu unterziehen, sie auf innere Widersprüche hin zu untersuchen und damit der pädagogischen Phrasendrescherei vorzubeugen. Die im Seminar behandelte Literatur wird in der ersten Seminarsitzung bekannt gegeben.
- Lehrende/r: Sibille Mischer