"Du sollst nicht töten ". So übersetzt man lapidar eines der zehn Gebote des Alten Testaments. Denn Töten ist schlimm. Jedenfalls in den Fällen, in denen es schlimm ist. Doch welche sind das und welche vielleicht nicht? Was ist mit dem Essen von Pflanzen oder Tieren, Selbsttötung, Fahrlässigkeit, Notwehr, Hinrichtung, Krieg? Thomas von Aquin muss sich sich im 13. Jh in einer Reihe von Artikeln seiner Theologischen Summe diese Fragen stellen. "Schlimmes" heißt dort Sünde". Sein Anspruch ist, eine rationale Systematik dafür zu schaffen, wann Töten Sünde ist und wann nicht. Die von ihm gewählte Textsorte zwingt ihn dazu, seine Position deutlich zu begründen und sich durchsichtig mit allen denkbaren Einwänden auseinanderzusetzen. Wir wollen diese kurzen und sehr gehaltreichen Texte von Thomas zum Tötungsverbot Satz für Satz lesen und verstehen. Von Teilnehmern ohne Lateinkenntnisse wird erwartet, dass sie Blicke in den Originaltext geduldig ertragen. Teilnehmer, die in der Schule ungefähr zwei Jahre Latein hatten, werden staunen: Endlich nützt das mal was. Alle Texte stehen rechtzeitig im Learnweb.
- Lehrende/r: Niko Strobach
Nach der Einführung in die Sprachphilosophie und Logik stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Beherrscht man die klassische Prädikatenlogik erster Stufe im Umfang des Grundkurses, so ist man zum Beispiel schon weit genug, um in die so genannte Freie Logik einzusteigen. Philosophisch gesehen bedeutet das die Möglichkeit einer geordneten Diskussion einiger fundamentaler Fragen der Ontologie, der Lehre vom Seienden: Existieren Schneewittchen und Sherlock Holmes oder das runde Quadrat? Kann man etwas Wahres oder Falsches darüber sagen? Kann man über das Nichtseiende sprechen? Würden im Nichts noch logische Gesetze gelten? So gut wie keine der vermeintlichen Gewissheiten des Grundkurses bleibt ungeschoren: Wir können auch anders. Im Learnweb steht rechtzeitig ein Reader zur Freien Logik mit Übungenaufgaben und eine Sammlung mit relevanten flankierenden Texten bereit. Das Seminar ersetzt keinen Teil der Einführung in die Logik und Sprachphilosophie, sondern setzt im Gegenteil den erfolgreichen Besuch der Einführung (nach persönlicher Absprache: äquivalente Grundkenntnisse) zwingend voraus.
- Lehrende/r: Niko Strobach
Sowohl die moderne Wissenschaftstheorie als auch die analytische Philosophie der Gegenwart sind geprägt durch jene Themen, die in den 1920er und 30er Jahren in der als „Wiener Kreis“ bekannt gewordenen Gruppe von philosophisch interessierten Wissenschaftlern um Moritz Schlick diskutiert wurden. Beflügelt durch die wissenschaftlichen Fortschritte der Zeit hoffte man, anhand der Methode der logischen Analyse zu einer metaphysikfreien, allein auf Gegebenem beruhenden Einheitswissenschaft zu gelangen.
Im Seminar wollen wir der sogenannten wissenschaftlichen Weltauffassung nachspüren. Nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch Streitpunkte sollen in der Auseinandersetzung mit maßgeblichen Debatten beleuchtet werden. Insbesondere ist aufzuzeigen, welche Konsequenzen die empiristische, positivistische und antimetaphysische Einstellung der einzelnen Vertreter des Logischen Empirismus für die Philosophie in ihren Teildisziplinen und die Wissenschaft in all ihren Zweigen mit sich bringt.
- Lehrende/r: Julia Friederike Göhner
Manches existiert nur deshalb, weil mehrere Menschen glauben, dass es existiert: Staaten zum Beispiel, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Fußballvereine oder Geldscheine. Anderes wirkt als Einheit, obwohl es aus mehreren Menschen besteht: eine Familie oder die Spieler des BVB in einem bestimmten Spiel. Manches gelingt nur, wenn mehrere Menschen dasselbe Ziel haben. Die Ontologie, die sich als die Lehre vom Seienden damit beschäftigt, was es gibt, kann nicht daran vorbeigehen, was es an Sozialem gibt und wie es existieren kann. Wir wollen uns wichtigen Problemen der Sozialontologie auf ihrem neuesten Stand widmen, nämlich durch Lektüre ausgewählter Abschnitte des Altmeisters John Searle und einiger kontrastierender Texte. Alle Texte stehen rechtzeitig im Learnweb zur Verfügung.
- Lehrende/r: Niko Strobach
Das siebte Buch der "Metaphysik" genannten Sammlung von Vorlesungen des Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) ist der Olymp der theoretischen Philosophie in der Antike. Es ist einer der schwersten, aber auch gehaltvollsten Texte der ganzen Philosophiegeschichte. Wir wollen uns, nach der einführenden Lektüre des entsprechenden Kapitels der Kategorienschrift, das Buch Zeta anhand zentraler Abschnitte erarbeiten und dabei den neuen Kommentar von Detel testen. Organisatorische Details werden in der ersten Sitzung besprochen.
- Lehrende/r: Niko Strobach
Den Film verbindet mit den elektronischen Medien der Gegenwart, dass er auf Grund standardisierter technischer Verfahren ein Massenpublikum erreichen kann. Vielen Philosophen hat ihn das verdächtig gemacht: Max Horkheimer und (dem frühen) Adorno gilt der Film geradezu als Inbegriff der „Kulturindustrie“, und für Heidegger ist er dafür verantwortlich, dass dem Menschen „Hören und Sehen [...] vergeht“. Walter Benjamin hingegen erkannte schon früh die Bedeutung des Films für den Wandel des Kunstverständnisses und der Funktion von Kunst, und die phänomenologische wie die analytische Ästhetik haben eine Reihe von Studien hervorgebracht, die nach der Eigenart des Films als einer Kunstform oder eines Mediums fragen. Im Seminar sollen einerseits Texte der großen filmphilosophischen Skeptiker Adorno und Heidegger gelesen und andererseits ausgewählte Beiträge der Filmphilosophie von Walter Benjamin bis zur Gegenwart eingehend diskutiert werden. Dabei werden filmphilosophische Positionen stets auch anhand ausgewählter Filme auf ihre Plausibilität hin befragt.
- Lehrende/r: Amrei Bahr
- Lehrende/r: Claudia Güstrau
- Lehrende/r: Reinold Schmücker
Die Schreibwerkstatt berät Studierende und Forschende des Philosophischen Seminars bei allen Schreib- und Recherche-Vorhaben. Diese Seite stellt Arbeits- und Informationsmaterial bereit.
- Lehrende/r: Ariane Filius
- Lehrende/r: Karen Meyer-Seitz
- Lehrende/r: Jan Guido Michel