Die Soziologie kann zeigen, dass Liebe weitaus weniger ein individuelles und  persönliches  Gefühl ist als gedacht. Soziologisch gesehen ist die Liebe alles andere als ein intimes und unvergleichliches Phänomen zwischen zwei einzigartigen Menschen, die füreinander geschaffen und bestimmt sind.

Wie bei kaum einem anderen Phänomen driften unsere alltagsweltlichen Vorstellungen und die soziologische Sicht so stark auseinander wie im Phänomen der Liebe.  Ist diese Kluft möglicherweise im Gegenstand selbst begründet? Wie können gesellschaftliche Mächte so in das Innenleben von Zweier- (oder Dreier-)beziehungen eindringen, dass wir es nicht merken? Inwiefern ist die „Erfindung der Liebe“ charakteristisch für die moderne Gesellschaft?

„Liebe“ ist bestens geeignet, um die Eigenlogik der soziologischen Sichtweise kennenzulernen, einzuüben und zur Anwendung zu bringen. Aus diesem Grunde hat das Seminar einen theoretischen Schwerpunkt (Liebe als Diskurs bei Foucault, als performatives Geschehen bei Butler, Liebe als Passion und Kommunikationsmedium bei Luhmann, Liebe als Warenform bei Adorno, Liebe im modernen Kapitalismus bei Illouz, Liebe als Intimsystem bei Fuchs, etc.). Erst so lassen sich unsere heutigen Vorstellungen von unterschiedlichen Formen der Liebe (romantischer, platonischer, familialer, religiöser, altruistischer, etc.) angemessen (als ein nicht nur persönliches Gefühl) analysieren.

 

Zur Vorbereitung:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse-2008/buecher/niklas-luhmann-ueber-die-liebe-ist-die-liebe-etwa-ein-gefuehl-1716308.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2016

„Weltgesellschaftstheorien teilen die Vorstellung, dass im Laufe der historischen Entwicklung ein umfassender globaler Zusammenhang entstanden ist. [Dieser] Zusammenhang [bildet] eine eigenständige Form der Sozialorganisation. Damit erschließt sich die Soziologie ein grundlegend neues Untersuchungsobjekt“ (Jens Greve und Bettina Heintz 2005).

Das Seminar will und Theorien und Konzepte der Weltgesellschaft insbesondere aus Sicht der soziologischen Systemtheorie (Luhmann, Stichweh), des Neoinsitutionalismus (Meyer, Scott) und der Netzwerktheorien (Castells, Watts) behandeln, ihre gemeinsamen Annahmen und die Unterschiede zur gegenwärtig prominenten Globalisierungsforschung herausarbeiten.

Zudem soll das Seminar zeigen, inwiefern Emergenztheorien und geeignete Brückentermini auf Dauer unverzichtbar werden, wenn es in Weltgesellschaftstheorien um die systematisch entscheidende Verbindung von Makro- und Mikroperspektiven geht.

 

 

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