Gruppenbild der Familie Mehta, um 1952, Madras (heute Chennai)
© Uni MS | Jemishi Mehta

Homes | Heimat:
Postkolonialismus, Narrative, Fotografie

Gemeinschaften werden oft als soziales Gewebe beschrieben, in dem sich einzelne Biografien wie Fäden zu einem Gesamtbild fügen – Fäden, jeder mit ganz eigenen Geschichten verknüpft, die zusammen dieses schwer zu fassende Gebilde formen, das wir „Heimat“ nennen. „Heimat“ ist nicht an einen Ort gebunden. Also stellt sich die Frage, welche Bilder rufen ein Gefühl von Heimat hervor – schöne Erinnerungen, Familienfotos, vielleicht auch das gemeinsame Erbe des Kolonialismus?

Unter dem Stichwort " Münster postkolonial" wurde in den vergangenen Jahren die imperiale Geschichte der Stadt und der Universität Münster in den Fokus gerückt. Umfassender ist die Perspektive der Post/Colonial Studies, die sich schon lange mit Fragen der Dokumentation, dem Konzept der Rassifizierung und gelebter Geschichte befassen. Aber was ist mit „lebendigen" Geschichten heute? Wie kann man die koloniale Vergangenheit eines Ortes in Beziehung setzen mit den persönlichen Zeugnissen von Kolonisierung, die internationale Studierende mit Ihren Familienerinnerungen nach Münster tragen? Wie verändern diese Geschichten unsere Vorstellung von Zugehörigkeit, von Heimat? Geleitet von diesen weitreichenden Fragestellungen, stellen wir unsere Initiative "Homes | Heimat: Postkolonialismus, Narrative, Fotografie" vor.

  • Update November 2024

    Eindrücke von der Pilotausstellung im Sitzungsraum des Englischen Seminars.

    Blick in die Pilotausstellung
    © Homes | Heimat
    Co-Kuratoren diskutieren über die Ausstellung
    © Homes | Heimat
    Die Pilotausstellung als Lernort
    © Homes | Heimat

    Seit seinem Beginn im Mai 2024 hat das Projekt "Homes | Heimat" sich mit verschiedene Vorstellungen von Zugehörigkeit, Heimat und Post-Kolonialität beschäftigt. Eine Pilotausstellung, die vom 4. bis 8. November stattfand, markierte einen wichtigen Meilenstein. Zentrales Element dieser Pilotausstellung war eine Installation, in der transkribierte Erzählungen, Fotos aus Familienarchiven und künstlerische Artefakte zusammengeführt wurden. So entstand ein Raum für Austausch, in dem die gelebten Erfahrungen von Studierenden mit Migrationshintergrund mit den allgemeinen Gemeinschaftserzählungen in einen Dialog gebracht wurden.

    Das Programm begann mit einem gut besuchten Eröffnungsempfang, der ein überwältigend positives Feedback brachte. In den darauffolgenden Tagen wurde die Installation zu einem dynamischen Raum, in dem Teach-Ins, Expressive-Arts-Sessions, Gastvorträge und Führungen stattfanden. Diese Aktivitäten boten multimodale Zugänge zu Diskursen über kulturelles Gedächtnis, Migration und Identität und ermöglichten es den Teilnehmer:innen - vor allem Persons of Color  -, die andauernden Folgen von Kolonisierung für ihre Erfahrungen in Münster zu thematisieren und zu theoretisieren. Solche Momente der Selbst-Theorie sind zentral für die Mission von Homes | Heimat.

    Die Erfahrungen der Pilotausstellung, das Feedback der Besucher:innen und die Diskussionnen mit den Co-Kurator:innen bilden die Basis für die Weiterentwicklung des Projekts. Das Ergebnis wird voraussichtlich im Sommer 2025 präsentiert.

  • Update Oktober 2024

    Pilot Ausstellung im Englischen Seminar - ES 203
    4. - 8. November

    Mit einer Pilotausstellung vom 4. bis zum 8. November, setzt das Projekt "Homes | Heimat" seinen Prozess der partizpativen Wissensgenerierung fort. Ziel dieser Pilotausstellung ist, auch wenn die Zeit kurz ist, wertvolles Feedback zu sammeln. Die Ausstellung findet am Englischen Seminar der Universität Münster statt, einem Institut mit einer langen Tradition in der Forschung zu Migration, Multikulturalismus, Gemeinschaft, Verwandtschaft und postkolonialer Theorie. Außerdem hat das Institut den höchsten Anteil internationaler Studierender an der Universität. Der Ort wurde ganz bewußt gewählt, damit möglichst viele unterschiedliche Lebenserfahrungen in das Projekt einfließen können und das Projekt den Erwartungen einer breiteren Gemeinschaft entsprechend weiter entwickelt wird. Um eine breite Beteiligung zu erreichen, steht die Pilotausstellung allen Universitätsangehörigen offen. Auf diese Weise wollen wir den Ansatz des Projekts verfeinern und die Gesamtwirkung verbessern. Dabei liegt die Betonung auf dem, was Menschen bei Wieder-/Begegnungen erleben, fühlen und tun, und nicht nur, was diese bedeuten.

    Geplanter Ablauf (Stand 28.10.2024)

    4. Nov - 18:00-20:00 - Eröffnung der Pilotinstallation, gefolgt von einem kleinen Empfang
    5. Nov - 10:00-18:00 - Offen für allgemeine Besuche und Feedback
    6. Nov - 10:00-18:00 - Reserviert für pädagogische Zwecke
    7. Nov - 10:00-16:00 - Reserviert für pädagogische Zwecke
    7. Nov - 18:00-20:00 - Abschlussvortrag
    8. Nov - 10:00-14:00 - Offen für allgemeine Besuche und Feedback

  • Update, September 2024

    Wo ist Heimat? Oder besser gefragt: Was ist Heimat?

    Diese Frage steht im Mittelpunkt des Projekts "Homes | Heimat" seit dem Start im Mai 2024. Der Resonanz auf den Aufruf zur Teilnahme übertraf alle unsere Erwartungen, und so kam eine Gruppe von acht Students of Color zusammen, die jeweils historische Fotos ihrer Familien und postkoloniale Erzählungen beisteuerten, um eine Antwort auf die oben gestellte Frage zu formulieren.

    In den letzten Monaten haben wir mit den Studierenden ausführliche Interviews geführt und dabei Erzählungen aus verschiedenen Ländern wie Indien, Bangladesch, Ägypten, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Kanada, Jordanien, Trinidad und Tobago, Peru, Gambia und Senegal gehört.  Diese persönlichen Geschichten vermitteln gelebte Perspektiven auf die Konzepte Heimat und Zugehörigkeit - oft komplex, changierend und mit dem Erbe von Kolonialisierung und Migration verwoben.

    Nachdem wir die Interviews und deren Transkription abgeschlossen haben, sind wir nun in eine Forschungs- und Ideenfindungsphase eingetreten, in der wir mit Methoden der relationalen Ästhetik, der verkörperten partizipativen Forschung und der postkolonialen Bürgerwissenschaft arbeiten. Wie das Projekt insgesamt ist auch diese Phase partizipativ angelegt: die Teilnehmenden sind kontinuierlich als Co-Kuratoren in die Denk- und Entscheidungsprozesse einbezogen. So beraten wir mit den Teilnehmenden auch über die abschließende Präsentation, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen, ihre gelebten Erfahrungen und Visionen bei der Entwicklung der Installation im Zentrum stehen. Bei der weiteren Entwicklung des Projekts helfen und diese Stimmen, Zugehörigkeit neu zu artikulieren, traditionelle Vorstellungen von Heimat in Frage zu stellen und gleichzeitig die koloniale Vergangenheit der Stadt und ihre Beziehung zur Gegenwart zu würdigen.

    Wir freuen uns darauf, diese gemeinsame Reise fortzusetzen und sind gespannt, die Ergebnisse bald mit allen Interessierten teilen zu können!

  • Mai 2024 - Call zur Teilnahme (beendet)

    In dem Projekt "Homes | Heimat" wollen wir anhand historischer Familienfotos und Erzählungen aus der Zeit des Post/Kolonialismus einem neuen Begriff von "Heimat" auf die Spur kommen.

    Gemeinschaften werden oft als soziales Gewebe beschrieben, in dem sich einzelne Biografien wie Fäden zu einem Gesamtbild fügen – Fäden, jeder mit ganz eigenen Geschichten verknüpft, die zusammen dieses schwer zu fassende Gebilde formen, das wir „Heimat“ nennen. „Heimat“ ist nicht an einen Ort gebunden. Also stellt sich die Frage, welche Bilder rufen ein Gefühl von Heimat hervor – schöne Erinnerungen, Familienfotos, vielleicht auch das gemeinsame Erbe des Kolonialismus?

    Mit der Initiative " Münster postkolonial" wurde die imperiale Geschichte der Stadt und der Universität Münster in den Fokus gerückt. Umfassender ist die Perspektive der Post/Colonial Studies, die sich schon lange mit Fragen der Dokumentation, dem Konzept der Rassifizierung und gelebter Geschichte befassen. Aber was ist mit „lebendigen" Geschichten heute? Wie kann man die koloniale Vergangenheit eines Ortes in Beziehung setzen mit den persönlichen Zeugnissen von Kolonisierung, die internationale Studierende mit Ihren Familienerinnerungen nach Münster tragen? Wie verändern diese Geschichten unsere Vorstellung von Zugehörigkeit, von Heimat? Geleitet von diesen weitreichenden Fragestellungen, stellen wir unsere Initiative "Homes | Heimat: Postkolonialismus, Narrative, Fotografie" vor.

    Mit Studierenden und Mitarbeiter*innen der Universität Münster wurden Interviews geführt, in deren Mittelpunkt die "ältesten" Bilder aus Ihren Familienarchiven stehen. Ziel dieser Gespräch ist, ihre Familiengeschichte, ihre ererbten und gemeinsamen Erfahrungen mit der Post-/Kolonisation und ihr Verständnis von Heimat kennenzulernen. Die Interviews wurden von Yash Gupta, einem Studenten aus Indien, in englischer Sprache geführt.

    Die Ergebnisse sollen in einer künstlerischen Installation, die von diskursiven Veranstaltungen begleitet wird, präsentiert werden. Sollten Sie Interesse haben, an diesem Projekt mitzuwirken, schicken Sie uns eine E-Mail an kultur@uni-muenster.de.

  • Konzept

    John Agards Gedicht "Remember the Ship" aus dem Jahr 1998 schließt mit den Worten: „[A]nd citizenship shall be/a call/to kinship/that knows/no boundary/of skin (...)“ [Und Bürgerschaft wird ein Aufruf zur Gemeinschaft sein, die keine Begrenzung durch Haut kennt]. Das mit hohem Anspruch geschriebene Gedicht ermutigt dazu, Bürgerschaften neu zu denken, als über die üblichen Bindungen von Nationalität und Grenzen hinausgehend. Stattdessen spricht das Gedicht von einer Verbundenheit, die auf gemeinsamen Gefühlen, Beziehungen und Bewegungen basiert. Traditionell wird Bürgerschaft in einem staatszentrierten Rahmen gedacht, der die:den Einzelne:n als Mitglied eines nationalen Gemeinwesens mit Rechten und Pflichten definiert.Dieser Ansatz vernachlässigt jedoch häufig die komplexeren postkolonialen Formen der Zugehörigkeit, die emotionale Bindungen, zwischenmenschliche Beziehungen und Bewegung in den Vordergrund stellen.

    Die Grenzen des rechtlichen Rahmens werden deutlich, wenn es um die diasporischen Erfahrungen von Migranten aus postkolonialen Staaten geht, die sich häufig im Spannungsfeld zwischen Inklusion und Exklusion bewegen. Sie sind zwar physisch anwesend, aber politisch von der vollen staatsbürgerlichen Teilhabe ausgeschlossen und konstruieren Zugehörigkeit auf eine Weise, die traditionelle Definitionen in Frage stellt. Einwanderer engagieren sich auf eine Weise, die wir als „Akte der Staatsbürgerschaft“ bezeichnen können, durch alltägliche, persönliche Handlungen, die neue Ausdrucksformen der staatsbürgerlichen Identität ermöglichen. Statt Bürgerschaft nur als einen Vertrag zwischen dem Individuum und dem Staat zu sehen, betont "Homes | Heimat", wie wichtig es ist, anzuerkennen, dass persönliche, beziehungsorientierte und scheinbar alltägliche Handlungen das gemeinschaftliche Leben formen.

  • Projektübersicht

    "Homes | Heimat: Postcolonialism, Narratives, Photography" baut auf den oben skizzierten kritischen Diskussionen auf und konzentriert sich darauf, wie Studierende mit Migrationshintergrund an der Universität Münster Geschichten von Heimat und Zugehörigkeit ausdrücken. Das im Mai 2024 initiierte Projekt wendet Methoden der Citizen Science, Decolonial Arts Practice, Embodied Storytelling und Community Research an, um Archive zu entwickeln, die vielfältige, relationale Erfahrungen widerspiegeln. "Homes | Heimat"zeigt auf, wie sich Konzepte der Zugehörigkeit ich unter dem Einfluss transnationaler Migration auf lokaler und globaler Ebene entwickeln. "Homes | Heimat" stellt diese Dynamik in den Vordergrund und betont, wie Studierende mit Migrationshintergrund und etablierte Gemeinschaften affektive Geografien nutzen, um alternative Formen der Zugehörigkeit zu schaffen. Aufbauend auf Askins' (2016) Konzept der emotionalen Bürgerschaft erweitert "Homes | Heimat" die Idee der Bürgerschaft, indem das Projekt die Verflechtung von Emotionen und individuellen Körpern bei der Bildung einer kollektiven politischen Identität hervorhebt, die über formale Politik hinausgeht.

    Vor allem aber zwingt uns "Homes | Heimat" zur Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Nähe zur Kolonialisierung.  Während die imperiale Geschichte oft als weit weg oder in die Vergangenheit verbannt angesehen wird, ist sie für Studierende aus postkolonialen Kontexten noch jung und reicht bis in die Erfahrungen ihrer Großeltern und Eltern zurück. Eine echte Hinwendung zu postkolonialen Perspektiven erfordert daher die Integration dieser genealogischen Erinnerungen in den akademischen und gesellschaftlichen Diskurs, um ihre anhaltende Bedeutung für die Gestaltung von Identitäten und Zugehörigkeit in der heutigen Zeit anzuerkennen.

    Leitfragen

    1. Wie formen Familiengeschichten, Migration und visuelles Erzählen fließende Vorstellungen von „Heimat“ und „Zugehörigkeit“ für Studierende mit postkolonialem Hintergrund, und wie verbinden sich diese persönlichen Erzählungen mit dem breiteren historischen und kulturellen Kontext Münsters?
    2. Wie können persönliche und kollektive Erinnerungen, die von Studierenden mit Migrationshintergrund geteilt werden, emotionale Bürgerschaft neu definieren, und auf welche Weise regen diese Geschichten Diskussionen über post/koloniale Geschichten, Rassifizierung und lokale Verbindungen an? Wie beeinflusst die Interaktion zwischen Migrant:innen und lokalen Gemeinschaften die Integration in Deutschland?
    3. Wie können Citizen-Science-Ansätze angepasst werden, um die Realitäten der Migration des 21. Jahrhunderts, der Vertreibung und der Super-Diversität anzusprechen? Wie könnten diese Methoden die Praktiken innerhalb der Universität Münster beeinflussen?

    Ziele

    Das Projekt "Homes | Heimat" sieht sich im Einklang mit dem Handlungsfeld C (Kultivierung einer respektvollen, inklusiven Gemeinschaft) und dem Handlungsfeld D (Übernahme von sozialer Verantwortung) der Universität Münster. Wie im Leitbild der Universität formuliert, betrachten wir „Vielfalt und Chancengleichheit als Bereicherung“ und sehen in der Vielfalt einen Weg zu Spitzenleistungen in Bildung und Innovation.

    Diese Forschung befasst sich mit wichtigen Fragen der Integration und bietet der Gesellschaft eine Plattform, um besser zu verstehen, wie sich postkoloniale Geschichten auf das Gefühl der Zugehörigkeit auswirken. Solche Einsichten sind entscheidend für die Kultivierung integrativer Gemeinschaften, in denen Vielfalt als Ressource und nicht als Herausforderung wahrgenommen wird. Durch die Erleichterung von Diskussionen über diese Themen trägt die Initiative zu einem tieferen Verständnis der Dynamik von Zugehörigkeit und der Bedeutung der Anerkennung der aktiven Rolle von Migranten bei der Gestaltung gesellschaftlicher Landschaften bei.

  • Prozess

    Angesichts der komplexen Themen, die untersucht werden, verwendet "Homes | Heimat" ein vielfältiges Forschungsdesign, das Methoden der Citizen Science, gemeinschaftsbasierte partizipative Forschung (CBPR) und dekoloniale künstlerische Forschung kombiniert. Das Projekt versteht sich als bürgerwissenschaftliche und Medien-Initiative, die die Migrationsgeschichten von Studierenden aus postkolonialen Kontexten beleuchtet.

    Dies soll auf verschiedenen Wegen wie Publikationen, Vorträgen und einer zweisprachige Citizen Science und Medien-Installation erreicht werden. Die Installation mit transkribierten Erzählungen, Familienfotos und kreativen Elementen soll den Münsteraner:innen einen Einblick in die persönlichen Geschichte von Studierenden mit Migrationshintergrund geben. Bei der Entwicklung dieser Installation nutzt "Homes | Heimat" Methoden der CBPR und des interviewbasierten Embodied Storytelling (IBES), um Räuem für Zusammenarbeit und Reflexion zu schaffen, in denen die gelebten Erfahrungen der Teilnehmer:innen zum Ausdruck kommen und kontextualisiert werden.

    "Homes | Heimat" begann im Mai 2024 mit einem offenen Aufruf zur Teilnahme, der sich an Studierende, Mitarbeiter:innen und Mitglieder der Universität Münster richtete. Die Teilnehmer:innen wurden eingeladen, Geschichten rund um das älteste Bild aus ihrem Familienarchiv zu erzählen, die dann als primäre Datenquelle für das Projekt dienten. Die Resonanz übertraf die Erwartungen. Acht Studierende mit unterschiedlichem geografischem Hintergrund, darunter Indien, Bangladesch, Ägypten, Deutschland, die Vereinigten Staaten, Kanada, Jordanien, Trinidad und Tobago, Peru, Gambia und Senegal, nahmen teil.

    Die Storytelling-Sitzungen bestanden aus ausgedehnten Einzelgesprächen mit acht Co-Kuratoren, die von Yash Gupta, einem internationalen Studenten am Englischen Seminar, geführt wurden. Diese halbstrukturierten Interviews dauerten zwischen zwei und drei Stunden und ermöglichten sowohl eine Orientierung an Leitfragen als auch die Flexibilität, die Geschichten der Teilnehmer organischer zu erkunden. Zur Vertiefung der sich abzeichnenden Themen wurden kleinere Folgesitzungen durchgeführt. Alle Datenerhebungsrunden wurden in englischer Sprache abgehalten, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten, und die Teilnehmer:innen hatten während des Projekts jederzeit die Möglichkeit, mit dem leitenden Kurator und den anderen  Bürgerwissenschaftler:innen zu kommunizieren. Nach den ersten Interviews wurden die Aufnahmen transkribiert und ins Deutsche übersetzt. Ein wichtiger Aspekt dieses Prozesses war die Redaktion der Transkripte durch die Befragten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Informationen zurückzuziehen, die sie als zu persönlich oder sensibel erachteten. Die endgültigen Transkripte dienten dann als Katalysator für Diskussionen über die Entwicklung einer Citizen Science und Medien-Installation.

    Ethischer Handlungsrahmen

    Der ethische Rahmen von "Homes | Heimat" basiert auf dem Grundsatz der Achtung der Person, wie er im Belmont-Bericht von 1979 dargelegt wurde. Daher wurden alle Befragten vor Beginn der Datenerhebungsphase über den Umfang des Projekts, ihre Rechte als Teilnehmer:innen, ihre Möglichkeit, sich jederzeit zurückzuziehen, sowie über die angewandten Datenmanagementstrategien informiert. Vor den Interviews und dem Erzählen von Geschichten wurde eine Einverständniserklärung eingeholt, um eine vollständige Transparenz hinsichtlich der Verwendung der gesammelten Informationen zu gewährleisten. Die Teilnehmer:innen behalten während des gesamten Prozesses das Eigentum an ihren Erzählungen und Fotos.

  • Team

    "Homes | Heimat" verfolgt einen vollständig partizipatorischen Ansatz, wobei die Befragten während des gesamten Prozesses auch die Rolle von Co-Kuratoren übernehmen. "Homes | Heimat" arbeitet mit flachen Hierarchien, in denen „Bürgerwissenschaftler:innen“ und „Teilnehmer:innen“ gemeinsam Daten generieren und interpretieren, das Projektmanagement überwachen und Entscheidungen über zentrale Projektkomponenten treffen.

    Die Verantwortung des leitenden Kurators besteht darin, zukünftige Richtungen zusammenzufassen und den Dialog zwischen den Ko-Kuratoren zu erleichtern.

    "Homes | Heimat" funktioniert durch die Beiträge mehrerer Co-Kuratoren, wobei die Rollen gleichmäßig verteilt sind. Die Mitglieder und ihre Rollen sind im Folgenden aufgeführt (einige Namen wurden auf Wunsch der Mitglieder nicht genannt):

    Yash Gupta, Hauptkurator und Leading Investigator
    Yahia AlSallaq, Ko-Kurator und Assistent
    Thais Diaz Barrantes Moli, Ko-Kuratorin
    Maliha Akram Samin, Ko-Kuratorin
    Alia El-Wakil, Ko-Kuratorin
    Fahima Farkhari, Ko-Kuratorin
    Evra J.A., Ko-Kuratorin
    Ramatoulaye Jamilah Sow, Ko-Kuratorin
    Sundus Ihsan Khan, Ko-Kuratorin

    Neben den Ko-Kuratoren wird die Initiative durch die wissenschaftliche Expertise von:

    Prof. Dr. Mark U. Stein, Lehrstuhl für Anglistik, Postkoloniale Studien und Medienwissenschaft, Universität Münster
    Dr. Eckhard Kluth, Leiter des Zentralen Kustodie und Kulturbüros der Universität Münster
    Dr. Felipe Espinoza Garrido, Akademischer Rat, Englisches Seminar, Universität Münster