Projekte
Projekt: Religion und Biopolitik (Leitung: Prof. Dr. Ulrich Willems)
Entgegen aller Modernisierungstheorien, die das Ende oder zumindest den Rückzug der Religion aus der öffentlichen Sphäre verkündet hatten, erlebte sie eine Renaissance in Staat und Gesellschaft. Trotz oder gerade wegen der weitgehender Säkularisierung und Modernisierung westlicher Industriegesellschaften spielen religiöse Akteure und Argumente heute wieder eine wichtigere Rolle. Zunehmend gelangen nämlich werthaltige Konfliktmaterialen – u.a. aus den Human- und Lebenswissenschaften - auf die politische Agenda, die die religiösen oder ethischen Überzeugungen vieler Bürger berühren. In der Regel besteht ein tiefgreifender moralisch-ethischer Dissens darüber, ob beispielsweise Sterbehilfe legitim ist, Techniken wie die Präimplantationsdiagnostik oder das therapeutische Klonen erlaubt oder verboten werden sollen. Zu den gesellschaftlichen Gruppen, die diese Debatten (in der Öffentlichkeit) maßgeblich prägen, zählen nicht zuletzt religiöse Organisationen. Sie vertreten dabei vielfach Positionen, die auf die Verteidigung der herkömmlichen Grenzen einer technischen Verfügung über die menschliche Natur zielen. Die Legitimität und die Funktionalität solcher religiöser Interventionen im ‚säkularen’ Staat sind jedoch politisch wie politiktheoretisch nicht unumstritten.
Vor dem Hintergrund der theoretischen Debatten um die (zulässige) Rolle religiöser Argumente und Akteure in der Öffentlichkeit liberaler Demokratien (vgl. z. B. Ronald Dworkin, John Rawls, Jürgen Habermas) untersucht das Projekt, ob angesichts der Möglichkeiten der Biotechnologie der Staat auf jede religiös-transzendente Verankerung von Recht und Moral verzichten kann oder sollte. Diese Fragen sollen in einer vergleichenden Untersuchung der politischen Regulierung von Präimplantationsdiagnostik sowie therapeutischem und reproduktivem Klonen in ausgewählten OECD-Staaten seit den 1980er Jahren analysiert werden. Die Auswahl der untersuchten Länder erfolgt mit Blick auf die Varianz bzw. Konstanz zentraler religionspolitischer Bedingungskonstellationen wie den dominierenden religiösen Traditionen, der religiösen Vitalität der Bevölkerung, dem Ausmaß des religiösen Pluralismus, dem Einfluss der Religion auf die Staats- und Nationenbildung sowie der institutionellen Regulierung des Verhältnisses von Politik und Religion. Methodisch wird das Forschungsvorhaben als qualitativ fokussiert-strukturierter Vergleich angelegt, der mit quantitativen Umfragedaten ergänzt wird. Herauszuarbeiten sein wird, mit welchen Argumenten (z.B. theologischen, sozial-moralischen, politischen) religiöse Akteure in die Öffentlichkeit treten; welche Strategie und Methoden der Mobilisierung und Interessendurchsetzung sie wählen und welche (Aus-)Wirkungen sie auf den Policy-Prozess und seine Ergebnisse besitzen.
Sonstiges
Mitgliedschaften
Deutsche Gesellschaft für Asienkunde (DGA)
Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW)
Ausgewählte Konferenzteilnahmen/Tagungen
Januar 2011
Arbeitskreis Bevölkerungswissenschaftliche Methoden der Deutschen Gesellschaft für Demographie und Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Workshop Verlängerte Lebenszeit. Ursachen, Chancen, Herausforderungen, Berlin: Mit-Organisatorin (kommend)
Oktober 2010
Deutsche Stiftung Friedensforschung u.a., Internationales Symposium Religionen und Weltfrieden. Zum Friedens- und Konfliktlösungspotential von Religionsgemeinschaften, Osnabrück: Panel-Moderation
September 2010
Standing Group on International relations 7th Pan-European International Relations Conference, Stockholm: "Collective Identity Politics and Civil Violence"
Juli 2010
21st European Conference on Modern South Asian Studies, Bonn: "The Neo-Buddhist Reform Movement: Between Religious Reform and Violent Fundamentalism"
September 2009
5th General Conference, European Consortium for Political Research, Potsdam: "The Role of Religion in Transforming Political Systems. Buddhism and Democratization Process in South- and Southeast Asia"
November 2009
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, Graduiertenkolleg, Hamburg: "Ursachen und Erklärungen gewaltförmiger Konflikte in Demokratien der Dritten Welt"
Februar 2009
Arbeitskreis Junge Demographie der Deutschen Gesellschaft für Demographie und Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin: Wirtschaftspolitische Herausforderungen des demographischen Wandels, Mit-Organisatorin.
Dezember 2008
Deutscher Entwicklungsdienst, Bonn: Religion und Entwicklung, "Transformations- und Entwicklungsprozesse und die Rolle der Religion"
Oktober 2008
Katholische Akademie, Mülheim: Chancen auf neue Friedeninitiativen in Sri Lanka, "Die aktuelle Lage im srilankischen Bürgerkrieg und das Potential internationalen Einflusses"
Juni 2008
Universität Salzburg, Salzburg u.a.: Religionskonflikte. Zur lokalen Topographie eines Globalisierungsphänomens, "Gewalt und Religion. Das Paradoxon eines Buddhistischen Fundamentalismus"
Februar 2008
Friedrich Naumann Stiftung für den Frieden, Gummersbach: Conflict Prevention and Conflict Management Revisited, "Examples of Conflict Management Practice"
Februar 2008
Vaterstettener Friedensgespräch, Vaterstetten. "Sri Lanka: Zwischen Bürgerkrieg und friedlicher Koexistenz"
September 2007
Eberhard Karls Universität Tübingen/Deutsche Stifung Friedensforschung, Tübingen: Resisting the Instrumentalization of Religious Traditions in Political Conflicts and Promoting their Peacemaking Potential, "Buddhism and Peacemaking"
April 2007
Bundesweites Filmfestival: Über Arbeiten, Arbeit, Wirtschaft, Globalisierung, Rostock. "John and Jane. Die Gobalisierung der Arbeit am Beispiel Indien": Moderation.
Januar 2007
Freie Universität Berlin/Studienstiftung Deutsches Volk, Berlin: Ordnungen im Wandel. Wissenschaftliche Herausforderungen im Zeitalter globaler Wirklichkeiten, "Zeitliche Verschiebungen beim Wandel inter- und transnationaler Ordnungen"
Oktober 2006
Evangelische Akademie, Bad Boll: "The Peace Process in Sri Lanka. Challenges for the Diaspora"
Dezember 2005
North-Rhine-Westphalian Agency-Partnership, Düsseldorf: "Perspectives for Peace and Development in Sri Lanka"
November 2005
Regionales Zentrum Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. "Sri Lanka nach dem Tsunami. Wirtschaftliche Folgen und der Wiederaufbau"
August 2005
World International Studies Committee: First Global International Studies Conference, Istanbul, "Framing Violence. The Role of Identity and Culture in Nation- and State-Building"
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