Fokus
Mit dem Begriff der Gouvernementalität hat Michel Foucault sich um eine historische und systematische Theorie des Regierens bemüht, die den Zusammenhang zwischen den Herrschaftstechniken des Regierens (gouverner) und der Denkweise und den Praktiken des „Sich-selbst-Regierens“ der Subjekte (mentalité) erfasst und analysiert. In Verbindung mit einem anderen Verständnis von Gesellschaft als ein Verhältnis, das durch das Zusammenwirken vielfältige Machtbeziehungen und als Effekte politischer und gesellschaftlicher Handlungsmacht existiert sowie einem anderen Verständnis des Politischen, das die politische Verfassung der Gesellschaften, ihre Strukturen, Organisationsprinzipen und Institutionen als eine Verfestigung dieser gesellschaftlichen Machtbeziehungen begreift, ergeben sich methodische und methodologische Konsequenzen, die hinsichtlich der Anwendung des Konzepts zu einem wissenschaftlichen Perspektivenwechsel zwingen. Denn ausgehend von der Frage, wie diese in der Gesellschaft wirkenden Machtbeziehungen letztendlich als Macht- und Herrschaftsverhältnisse durch die Politik festgeschrieben werden, richtet sich der Blick nicht länger auf der Ebene staatlicher Institutionen und in den Entscheidungen politischer Akteure, sondern ist in denjenigen gesellschaftlichen Berei-chen zu suchen, in welchen sich die gesellschaftliche Organisation des gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse als Effekte dieser Politik oder – um eine Begriff von Foucault zu verwenden – in Form von Regierungstechnologien vollzieht.
Die Forschungsgruppe setzt sich mit der Bedeutung der Gouvernementalität als Begriff und Konzept auseinander und wendet das mit dem Begriff der Gouvernementalität entwickelte Instrumentarium für die Analyse gesellschaftlicher Machtbeziehungen auf aktuelle und ausgewählte Themenbereiche an.Leitung
Die Forschungsgruppe wird von Prof.'in Dr. Gabriele Wilde geleitet.