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Projekt
Eine vergleichende Analyse politischer Partizipation durch Online-Leserkommentare
Die Arbeit analysiert den Online-Leserkommentar als diskursive politische Partizipation online. Sie ist den Forschungsschwerpunkten der Internet Studies und der Partizipationsforschung im Allgemeinen sowie der Online-Deliberationsforschung im Spezifischen zuzuordnen.
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Rolle spielen Online-Leserkommentare für ein deliberativ-demokratisches Verständnis digitaler Öffentlichkeit?
Um diese Forschungsfrage zu beantworten, stellt sich diese Arbeit drei Leitfragen:
In welcher Weise wirkt sich das Internet auf das Kommunikationsverhalten seiner Nutzer aus? Sind der Online-Leserkommentar als Leserbrief 2.0 und der klassische Leserbrief durch unterschiedliche Formen diskursiver Partizipation geprägt?
Welche Form diskursiver Partizipation findet in Online-Leserkommentaren vorwiegend ihren Ausdruck?
Welchen Einfluss haben die Struktur der Kommentarfunktion und das Betreibermedium auf die deliberative Qualität von Online-Leserkommentaren?
Daraus ergeben sich drei Schwerpunkte dieser Arbeit, denen jeweils ein Hypothesenbündel zugeordnet ist.
Schwerpunkt eins: Medial vermittelte diskursive Partizipation online und offline: Online-Leserkommentare und Leserbriefe
H1: Online-Leserkommentare und Leserbriefe sind durch unterschiedliche Kommunikationsformen geprägt.
Schwerpunkt 2: Handlungslogiken von Online-Leserkommentaren
H2: In Online-Leserkommentaren finden sich sowohl Belege für deliberative als auch liberal individualistische diskursive Partizipation.
Schwerpunkt 3: Der Einfluss struktureller und kontextueller Faktoren auf Online-Leserkommentare
H3: Die deliberative Qualität von Online-Leserkommentaren differiert auf Grund struktureller sowie kontextueller Prädikatoren des Betreibermediums.
Der Online-Leserkommentar ist seit etwa 10 Jahren fester Bestandteil von Online-Nachrichtenseiten und ermöglicht es den NutzerInnen an gesellschaftlichen Debatten zu partizipieren, wie dies im Prä-Internetzeitalter nicht möglich war (vgl. Kersting 2012; Reich 2011). Aus Perspektive der deliberativen Demokratietheorie und der Online-Deliberationsforschung ist er nicht nur als ein vergleichsweise hochfrequentiertes Forum diskursiver Partizipation von besonderem Interesse, sondern auf Grund seiner Verbindung zu den Nachrichtenwebsites der bekannten Qualitätsmedien: Online-Leserkommentare erlauben somit politische Diskussionen im Zentrum digitaler Aufmerksamkeit (vgl. Habermas 2006).
Die wissenschaftliche Analyse von Online-Leserkommentaren als diskursive, beziehungsweise deliberative Partizipation online steckt bislang in den umgangssprachlichen Kinderschuhen. Mit dem Online-Offline-Vergleich, einer Analyse auf zusätzliche Formen diskursiver Partizipation hin sowie einem vergleichend-erklärenden Ansatz reagiert diese Studie auf bisherige Lücken im übersichtlichen Forschungsstand und schließt an vielversprechende, bisherige Ansätze an (vgl. Freelon 2015; Ruiz et al. 2011).
Methodisch arbeitet diese Studie mit einer händisch codierten, quantitativen Inhaltsanalyse. Mittels zwei verschiedener Inhaltsanalysedesigns wurden bislang über 2.800 Leserbeiträge analysiert.
Zentrale Literatur:
Coleman, S.; Moss, G. (2012): Under Construction: The Field of Online Deliberation Research. Journal of Information and Technology & Politics 9 1-15
Dahlberg, L. (2011): Re-constructing digital democracy: An outline of four 'positions'. new media & society 13: 855–872
Freelon, D. (2015): Discourse architecture, ideology, and democratic norms in online political discussion. new media & society 17(5), 772-791
Graham, T. (2015) ‘Everyday Political Talk in the Internet-Based Public Sphere’, in Coleman, S. and Freelon, D. (Eds.): Handbook of Digital Politics, Edward Elgar, Cheltenham
Habermas, J. (1992): Faktizität und Geltung. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Habermas, J. (2006): Political Communication in Media Society. Communication Theory (16) 411-426
Kersting, N. (2012): The Future of Electronic democracy. In N. Kersting (Ed.) Electronic Democracy. Opladen: Barbara Budrich
Kersting, N. (2013) ‘Online participation: from 'invited' to 'invented' spaces’, International Journal
of Electronic Governance, Vol. 6, No. 4, pp.270-280.
Reich, Z. (2011): User Comments: The transformation of participatory space. In: Singer, J. et al. (Hrsg.) Participatory Journalism. Malden: Wiley Blackwell
Ruiz, C. et al. (2011): Public Sphere 2.0? The Democratic Qualities of Citizen Debates in Online Newspapers. The International Journal of Press/Politics, Vol. 16, No. 4Forschungsgruppe
Herr Zimmermann wird von Prof. Dr. Nobert Kersting sowie Prof. Dr. Oliver Treib betreut und ist Mitglied der Forschungsgruppe Urban and Regional Innovation .
Werdegang
seit 2014 Stipendiat der Heinrich Böll Stiftung 2013 Aufnahme in die Graduate School of Politics (GraSP) der WWU 2013-2014 Koordinator der Studiengänge BA Public Administration und MA European Studies an der WWU 2013 Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Politikwissenschaft, Lehrstuhl für Kommunal- und Regionalpolitik der WWU 2012 Abschluss des Masterstudiengangs Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der WWU 2011, 2012 Studentische Hilfskraft als Tutor im GK Vergleichende Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der WWU 2010 Abschluss des Bachelorstudiengangs Politikwissenschaft an der Universität Bielefeld 2009-2010 Wissenschaftliche Hilfskraft bei der gaus medien, bildung, politikberatung GmbH 2007 Abitur am Gymnasium am Waldhof, Bielefeld Publikationen
- 2015: Zimmermann, Tobias: Between individualism and deliberation: rethinking discursive participation via social media. Int. J. Electronic Governance, (forthcoming)
- 2014: Zimmermann, Tobias: Explaining deliberativeness. The design of readers’ comments. International reports on socio-informatics 11(1), 99-106
- 2014: Kersting, Norbert; Zimmermann, Tobias: Online-comments: Deliberative or demonstrative political participation on the internet? In Parycek, Peter; Edelmann, Noella (Eds.) CeDEM 14 Conference for E-Democracy and Open Governement. Proceedings of the International Conference for E-Democracy and Open Governement. Danube University: Krems (Austria)
- 2011: Ciesinger, Kurt-Georg; Klatt, Rüdiger; Zimmermann, Tobias: Strategien zur Förderung von Kompetenzkommunikation. In: Kurt-Georg Ciesinger, Andrea Fischbach, Rüdiger Klatt, Hartmut Neuendorff (Hrsg.): Berufe im Schatten – Wertschätzung von Dienstleistungsberufen. Entwicklung neuer Modelle und Konzepte einer praxisorientierten Unterstützung. LIT Verlag. Münster
- 2010: Zimmermann, Tobias: Wissen ist Macht?! Eine Analyse der Debatte zur Thematik wissenschaftliche Politikberatung – Innovation und moderne Arbeit Band 7. gaus – medienbildungpolitikberatung, Kurt-Georg Ciesinger (Hrsg.) Der Andere Verlag. Tönning, Lübeck, Marburg
Lehre
- Wintersemester 2013/14: Lektürekurs "Democracy reloaded - Der Mythos von der demokratisierenden Wirkung des Internets"
- Wintersemester 2014/15: Bachelorseminar Demokratietheorie im digitalen Zeitalter
Konferenzen
Präsentationen und Vorträge
2015
- Protest Participation in Variable Communication Ecologies, Alghero, Italien
- 43rd ECPR Joint Sessions of Workshops, Warschau, Polen
2014
- CeDEM 14 Conference for E-Democracy and Open Governement. Proceedings of the International Conference for E-Democracy and Open Governement, Krems an der Donau, Österreich
- 11th International Conference on the Design of Cooperative Systems, Workshop on Cooperative Technologies in Democratic Processes – Beyond e-Voting, Nizza, Frankreich
- 5th ECPR Graduate Student Conference, Innsbruck, Österreich