Projekt
Die Dimensionen des parteipolitischen Euroskeptizismus
Der europäische Integrationsprozess hat seit Beginn der 1990er Jahre eine erhebliche Dynamik entfaltet, welche Europa grundlegend verändert hat. Gleichzeitig haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten jedoch auch negative Einstellungen gegenüber der EU und dem Integrationsprozess in den Mitgliedstaaten vermehrt und intensiviert, welche sich nachhaltig in rückläufigen Umfragewerten zur Akzeptanz der EU, im Scheitern der Referenden zu einem EU-Verfassungsvertrag in Frankreich und in den Niederlanden und in der geringen Wahlbeteiligung bei Europawahlen manifestieren.
In der Politikwissenschaft wird dieses Phänomen unter dem Begriff des Euroskeptizismus zusammengefasst. Der gegenwärtige wissenschaftliche Diskurs beschreibt Euroskeptizismus als einen komplexen empirischen Gegenstand, der eine Vielzahl an unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von negativen Einstellungen gegenüber der europäischen Integration aufweist und von punktueller Kritik bis hin zu einer kategorischen Ablehnung der EU reicht.
Die Dissertation setzt an dieser Stelle an und beabsichtigt neue Erkenntnisse zur Erfassung, Differenzierung und Erklärung der unterschiedlichen Ausprägungen und Dimensionen eines parteibasierten Euroskeptizismus zu liefern. Dies ist von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung, da bislang noch keine empirisch fundierte und länderübergreifende Analyse mit diesem Ziel erbracht worden ist. Zur Erschließung dieser Forschungslücken orientiert sich das Vorhaben an zwei erkenntnisleitenden Fragestellungen:
1. Welche Ausprägungen und Dimensionen des Euroskeptizismus weisen Parteien auf der nationalen und europäischen Politikebene auf?
2. Wie können mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Parteien erklärt werden?
Zur empirischen Bearbeitung werden vergleichend angelegte Fallstudien über den parteibasierten Euroskeptizismus in ausgewählten Mitgliedstaaten der EU durchgeführt. Als Datenquellen werden Wahl- und Parteiprogramme und eine Vielzahl weiterer offizieller Dokumente und Materialien genutzt. Hier sind neben Parlaments- und Sitzungsprotokollen, Positionspapieren und schriftliche Stellungnahmen vor allem Abschriften von politischen Reden und Interviews von führenden Vertretern und Vertreterinnen der Parteien zu nennen.
Die Grundlage der Auswertung bildet ein eigenständiges und innovatives theoretisches Konzept zur Operationalisierung und Kategorisierung des Euroskeptizismus, welches Rückschlüsse auf die Varianz der Themen, die von den Parteien und ihren Akteuren negativ mit Europa und der EU in Zusammenhang gesetzt werden, ermöglicht. Ein grundlegendes Problem bisheriger Konzeptionen besteht nämlich darin, dass diese sich lediglich auf den Grad der Intensität von euroskeptischer Positionen beziehen. Dies hat zur Folge, dass nahezu jegliche Form von Skepsis und Ablehnung in einer Kategorie zusammengefasst wird, obwohl diese in thematischer Hinsicht unterschiedlicher und zum Teil auch gegensätzlicher Natur sind und dementsprechend kaum auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können.
Ferner soll erklärt werden, wie die euroskeptischen Positionen zustande kommen und im welchem Verhältnis sie zu den traditionellen politischen Konfliktlinien (Rechts-Links-Schema, GAL/TAN-Modell) und zur Beschaffenheit der Parteien hinsichtlich ihrer Größe, Tradition und ihrer Rolle im Parlament stehen.Forschungsgruppe
Herr Winters wird von Prof. Dr. Oliver Treib betreut und ist Mitglied der Forschungsgruppe „Europäische und Internationale Governance“.
Werdegang
Seit 2016 Aufnahme in die Graduate School of Politics (GraSP) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 2012 – 2015 Studium der Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster - Abschluss: Master of Arts 2009 – 2012 Studium der Politikwissenschaft und Germanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – Abschluss: Bachelor of Arts 2006 – 2009 Ausbildung zum Bankkaufmann in der Sparkasse Kleve 2005 – 2006 Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Jugendtagungsstätte Wolfsberg e.V. 2005 Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve Publikationen & Weiteres
Konferenzbeiträge
- “Testing the Classification of Parties into Families in Germany. Between Identity and Opportunism.”. Präsentiert auf der Manifesto Project User Conference 2015 des Wissenschaftszentrums Berlin, 04.-05. Juni 2015
Forschungsinteressen:
- Europäische Integration
- Einstellungen zur Europäischen Union
- Euroskeptizismus
- Politische Parteien in der europäischen Mehrebenenpolitik