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Poetry in German
by Steven Duplij

Kharkov State University, Ukraine
and
University of Kaiserslautern, Germany



SEMI

Semiwahrheit, Semigewissen,
Semimeinungsstreit und Semialltag,
Semiwelt? - Die sind das Schicksal nicht wert.
Semigedächtnis? - Weg damit! -

Ich habe vergessen.
Das Abführmittel der Seelen, die "Semi"
Unterspült den Kreis der Sinne -
Der Semifeind mit dem Semivorwurf
Semilügt, daß er Semifreund ist.

Der Handel mit den Semigefühlen,
Die Speise ist das Semifabrikat.
Der Semimann-Semibruder
Ist semisatt von der Semiliebe.

Die Semimacht ist die Semifreiheit,
Alle schämen sich - alle schweigen.
Freuen sich über die Semifürsorge,
Semischlafen wir - vielleicht wieder zurück?...



ZEILE


Du bist - meine Zeile,
Eine Handvoll von Symbolen.
Du bist - die Wand i n das "Nicht-Ich",
Wieder - verzeih mir.

Mit den Bytes die Files von Träumen
Brechen aus ins Delirium
Unterbrochen durch das Stöhnen
Derjenigen, die nicht da sind.

Aufschreiend lese ich
Die Träne ihrer Verzweiflung,
Ich warte ab, bis die Gewitter
Des Zwischenleidens aufhören.

Auf den Bildschirm in das Nichts
Lege ich mein Kruzifix,
Ich stelle den Handel
Mit Grundsätzlichem ein,
Den Text stelle ich um.

Du bist - meine Zeile,
Eine Handvoll von Symbolen.
Du bist - die Wand in das "Nicht-Ich",
Wieder - verzeih mir...
Published in UNICUM 09.96


ICH HABE ES NICHT BEMERKT

Das Alter habe ich nicht bemerkt -
Niemand fragt nach mir,
Niemand ruft mich an.
Meine Kinder führen ihre eigenen
In den Kindergarten.

Ich bin müde zu rennen,
Aber man kann mit der Leere
Das Gedächtnis nicht löschen.
Es gibt keine Geschehen - mit den Jahren
Verschwinden die Seelenschmerzen.

Ich habe mich mit Vergangenheit überschüttet,
Aber die Schmerzen wurden gestillt nicht:
Die Ewigkeit meiner Nächte...
Die Kälte meines Bettes...


IKONE

Durchsichtige Augen,
Gekünstelte Tränen
Rufen zum Grund der Seele
Stärker als das Schicksal.
Und - nichts mehr zu sagen,
Metamorphosen verbrennen mich,
Besticken die Berufung,
Um den Sklaven mit ihnen zu sühnen.
Das störrische Nichts,
Verblendete Fernen
Liebkosen mit der Gischt meiner Träume
Die toten Blumen.
Ich verschanze mich
Hinter dem Laub der Wonnen,
Ich färbe das Schafott der Lüge
Mit dem Ursprung - ich bin bereit
In Wahnsinn zu gefrieren.
Verstümmelnd die Melodie,
Klebe ich das Stöhnen mit Strophen
Von unersättlichen Worten zu,
Ich begreife mit dem Schmerz
Meiner Jahre den Rosenwunsch.
Verwest bleibe ich als Skelett
Am Leben, von Pflichten zernagt,
Welche schon verschwunden sind.
Die Nacht bezwingend,
Gehe ich für einen Augenblick
In die Offenheit,
Ich stelle für sie die Kerze auf,
Angewachsen an meine Hand.
Die Ikone - mein Sohn,
Meine Tochter, gestohlen
Durch den Alltag,
Die Landschaft,
Einige Bäume...
Und Licht...


TRAUM

Mir träumt von der Nacht -
Die Gärten mit den Gräbern.
Zwei Schritte - weg
Die Schuld meiner Seele.
Herausreißen sein Stöhnen,
Der Nimbus ist getaut.
Halt an!
Das Leben - Zyclotron.
Ich flehe: lesen Sie
Gehen Sie nicht ab,
Versteckend Ihr Antlitz,
Zurufend den Augenblick.

Überfluten mit Träumen
Die Meinung verfaulend
Zu sein die Asche
Als Gabe zum Los.
Entschuldigung für Abbruch,
Für Null, für Handel.
Ohne Sinn für sie,
Für mich Haus, Arbeit,
Leichenhalle.
Ich bin aufgestanden -
Der Strahl gleitet
Am Grundsätzlichen
Des Wahnsinns:
Ich drehe den Auf ruhr
Des Innersten ab.
Naivität nagt, verwundet, rächt.
Meine Sünde ist entthront - AIDS der Gipfel.


SUPERMANIFOLD

Verlust wird mit Schnee der Idylle bedeckt -
Ob mein Licht zu retten ist,
Ob meine letzte Besorgung
Mit Jauche der Pünktchen zuzukleben ist? -
Nein!
Das Hakenkreuz von unerfüllten Träumen,
Liebkosungen -
Werden die Vernunft vergiften.
Supermanifold
Vom Leben
Lügt
Im Delirium...



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© 1996 by Steven Duplij