Laufende Projekte
ViMo2 (seit 2024)
Die empirischen Befunde zur Wirksamkeit von Zeichenaufforderungen zur Förderung der Modellierungskompetenzen von Schüler:innen im Bereich der Geometrie sind gemischt und es deutet sich an, dass das skizzenspezifische Strategiewissen (kurz: Skizzenwissen) eine wichtige Rolle spielt. Im Rahmen der ersten Förderphase („ViMo 1“) bestätigte sich, dass das deklarative Skizzenwissen (d.h. das Wissen über die Merkmale einer guten Skizze) eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Voraussetzung für das Zeichnen qualitativ guter Skizzen und das Lösen einer Modellierungsaufgabe ist. Das übergeordnete Ziel des Fortsetzungsprojekts „ViMo 2“ ist es daher zu untersuchen, welche Rolle das prozedurale Skizzenwissen (d. h. das Wissen über das Vorgehen bei der Konstruktion und Nutzung einer Skizze im Modellierungsprozess) für die effektive Anwendung von Skizzen und für Modellierungsleistungen von Schüler:innen im Bereich der Geometrie spielt. Neben prozeduralen Skizzenwissensanteilen werden deklaratives Skizzenwissen sowie kognitive, metakognitive und motivationale Bedingungsfaktoren berücksichtigt. Im Rahmen des Fortsetzungsprojekts sind theoretische, empirische und praxisrelevante Erkenntnisse in den folgenden Bereichen zu erwarten: Erstens liefert das Projekt Erkenntnisse über die Förderung mathematischer Modellierungskompetenzen im Bereich der Geometrie. Zweitens liefert das Projekt einen Beitrag zur Forschung zu selbsterstellten Skizzen. Im Vergleich zur ersten Förderphase verspricht die Erfassung und Analyse von Blickbewegungen zusätzliche Erkenntnisse über die Wirkmechanismen von Zeichenaufforderungen beim Modellieren auf der Ebene der Strategieanwendung. Der Einsatz von EMME (Eye Movement Modeling Examples) verspricht außerdem Hinweise auf das Potenzial dieser innovativen Instruktionsform in Mathematik und Naturwissenschaften. Drittens liefert das Projekt einen Beitrag zur Lernstrategieforschung. Wir erwarten, dass im theoretischen Modell von Borkowski et al. (2000) postulierte Zusammenhänge durch die Unterscheidung von deklarativen und prozeduralen Skizzenwissensanteilen am Beispiel der Strategie der selbst erstellten Skizze bestätigt und erweitert werden können. Auf praktischer Ebene entsteht viertens eine im Unterricht einsetzbare Lernumgebung zum Modellieren.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski, Jun.-Prof. Dr. Johanna Schönherr (Uni Paderborn), Dr. Jascha Quarder, Pia Köhler, Oliver Baumann (Uni Paderborn)
AlPMo - Alternative Prüfungsformen beim mathematischen Modellieren (seit 2024)
Modellierungskompetenzen zu bewerten ist eine große Herausforderung. Die Integration von Modellierungsaufgaben in schriftlichen Klassenarbeiten geht häufig zu Lasten der Authentizität des realen Kontexts. Eine in der Forschung diskutierte Möglichkeit ist es, Modellierungsaufgaben über Projekt-Arbeit bzw. Portfolios in die Leistungsbewertung einzubeziehen.
Im Projekt AlPMo werden solche alternative Methoden der Leistungsbewertung als Ersatz für Klassenarbeiten am Beispiel mathematischer Modellierungen wissenschaftlich evaluiert. Aktuell wird der Einsatz eines digitalen Portfolios im Kontext einer Unterrichtsreihe mit digital gestützten Modellierungsaufgaben in der Jahrgangsstufe 9 untersucht. Das Projekt ist in drei Dimensionen unterteilt, in denen jeweils die Perspektiven der Lehrkräfte, der Schüler:innen sowie angehender Lehrkräfte berücksichtigt werden.
Projektbeteiligte: Dr. Catharina Beckschulte, Dr. Jascha Quarder
OModA (seit 2020)
Offene Problemstellungen, die mehrere Lösungen zulassen, sind schon lange wichtige Bestandteile des Fachunterrichts in Mathematik und Naturwissenschaften. Diesen Problemstellungen werden lernförderliche Eigenschaften zugeschrieben. Eine wichtige Art von offenen Aufgaben bezieht sich auf die realitätsbezogenen Problemstellungen, die mithilfe mathematischer Modellierungen bearbeitet werden (Modellierungsaufgaben) und nicht alle für die Lösung notwendigen numerischen Angaben enthalten. In diesen Aufgaben ist der Anfangszustand des Problems offen. Die Bearbeitung von offenen Modellierungsaufgaben im Schulunterricht soll Lernende darauf vorbereiten, ihr mathematisches Wissen im Alltag und im Beruf zu verwenden. Im Anschluss an Forschungen zum mathematischen Modellieren, zu offenen Aufgaben und selbständigkeitsorientierten Lehr-Lern-Formen wird im OModA-Projekt untersucht, welche Effekte (1) eine auf die Anforderungen der offenen Aufgaben zugeschnittene Instruktion und (2) der Unterricht mit offenen Modellierungsaufgaben auf kognitive und motivationale Faktoren hat. In der experimentellen Instruktionsstudie werden die Effekte der Instruktion zur Identifikation von fehlenden Informationen und die Wirkungen der Festlegung dieser Informationen untersucht. Anschließend werden in einer quasi-experimentellen Unterrichtsstudie der Unterricht mit offenen Modellierungsaufgaben und der Unterricht mit geschlossenen realitätsbezogenen Aufgaben im Feld kontrastiert. Das Projekt ist in kognitiven und motivationalen Theorien und Konzeptionen verankert und soll neue Erkenntnisse über die Bedeutsamkeit der Offenheit von Modellierungsaufgaben im selbständigkeitsorientierten Unterricht für die kognitive und motivationale Entwicklung von Schülerinnen und Schüler bringen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist, Wirkmechanismen der Behandlung von offenen Aufgaben im selbständigkeitsorientierten Unterricht zu untersuchen und Faktoren zu identifizieren, die die Effektivität des Unterrichts mit offenen Modellierungsaufgaben beeinflussen. Während der vorliegende Antrag auf die Offenheit des Anfangszustandes beim Modellieren fokussiert, ist im Fortsetzungsantrag geplant, die Offenheit des Endzustandes beim Modellieren zu erforschen.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski, Prof. Dr. Katrin Rakoczy (Uni Gießen), Jun.-Prof. Dr. Janina Krawitz (Uni Köln), Prof. Dr. Werner Blum (Uni Kassel), Jonas Kanefke, Katharina Wiehe
UNS – Unterstützung zum Studienanfang
Das Projekt Unterstützung zum Studienanfang (UNS) bietet eine bedarfsorientierte Unterstützung der Studierenden des Lehramtstudiums Mathematik für Haupt-, Real- und Gesamtschulen, die potentiell von einem Studienabbruch bedroht sind. Die Unterstützung zielt auf die Überwindung motivationaler, fachlicher und strategischer Schwierigkeiten ab. Das Projekt umfasst die folgenden Maßnahmen: Digitale Selbstdiagnosetests am Anfang des Semesters und nach Abschluss jedes Themenblocks aus der Vorlesung, Einrichten von Präsenzzeiten zur gemeinsamen Bearbeitung von Übungszetteln („Offener Treff“) unter der Leitung einer geschulten Hilfskraft und die Durchführung einer Begleitveranstaltung („Unterstützungskurs“) mit fachlichen (Sicherung fachlicher Grundlagen), fachdidaktischen (Verknüpfung fachlicher Inhalte der Vorlesungen mit fachdidaktischen Anforderungen im Lehrerberuf) und strategischen (Problemlösestrategien und allgemeine Lernstrategie im Mathe-Studium) Schwerpunkten.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski, Jun.-Prof. Dr. Janina Krawitz (Uni Uni Köln), Dr. Jascha Quarder, Gudula Volbers
Die Bedeutung der Skizzenqualität bei der Lösung nichtlinearer Geometrieprobleme (seit 2021)
Das Projekt knüpft an drei Studien an, die sich mit dem Thema der Visualisierungen zu nichtlinearen Geometrieproblemen beschäftigen. In diesen Studien wurde ein überraschend negativer Effekt selbsterstellter Skizzen auf die mathematische Leistung von Schülerinnen und Schülern bei der Lösung nichtlinearer Geometrieprobleme festgestellt, wobei sich das Phänomen der sogenannten linearen Übergeneralisierungen als besonders bedeutsame Fehlerquelle erwiesen hat.
In diesem Projekt sollen zunächst Faktoren identifiziert werden, die zu dem beschriebenen negativen Effekt beitragen. Unter anderem soll die Untersuchung der Blickbewegung bei der Lösung nichtlinearer Geometrieaufgaben Erkenntnisse darüber liefern, wie selbsterstellte Skizzen bei der Aufgabenbearbeitung verwendet werden. Anschließend sollen Interventionsmaßnahmen, die einen positiven Effekt der Skizzenerstellung auf die Lösungsqualität bewirken, abgeleitet und überprüft werden.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski, Prof. Dr. Gilbert Greefrath, Jun.-Prof. Dr. Janina Krawitz (Uni Köln), Gudula Volbers
DOModA (Diagnose von Schülerlösungen zu Offenen Modellierungsaufgaben) (seit 2022)
Bisherige Forschung betont die Bedeutung des Unterrichts von Lernenden im Umgang mit offenen Modellierungsaufgaben, um Modellierungskompetenzen zu vermitteln. Dies erfordert, dass (zukünftige) Lehrkräfte in der Lage sind, die Leistungen der Lernenden im Unterricht zu beurteilen und zu bewerten. Die Diagnosekompetenz der Lehrkräfte beinhaltet das Erkennen und Beurteilen von Schülerlösungen in Klassenarbeiten und im Unterricht. Bisher gibt es jedoch keine empirischen Ergebnisse zur Diagnosekompetenz im Zusammenhang mit offenen Modellierungsaufgaben. Das DOModA Projekt (Diagnose von Schülerlösungen zu Offenen Modellierungsaufgaben) setzt hier an. In einer qualitativen und einer quantitativen Studie wird die Diagnosekompetenz von angehenden Lehrkräften im Kontext offener Modellierungsaufgaben untersucht. Eine inhaltliche Basis des Projekts bildet das Modell der kognitiven Anforderungen beim Bearbeiten von Modellierungsaufgaben mit dem offenen Anfangszustand, welches im dem Projekt OModA entwickelt und empirisch validiert wurde (Schukajlow et al., 2023).
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski, Katharina Wiehe