Jörg als Gast bei "seiner" Hochschulsportschau.
© Peter Leßmann

Danke, Jörg!


Beim Hochschulsport Münster endet heute eine Ära. Jörg Verhoeven verlässt nach 22 Jahren den Hochschulsport in seinen wohlverdienten Ruhestand. Ein Mann, der Sport lebt und atmet.

Im Jahr 2001 begann seine Reise beim Hochschulsport in Münster als Abteilungsleiter des Wettkampf- und Eventbereichs. 2003 wechselte Jörg den Aufgabenbereich in Richtung Breiten- und Gesundheitssport. Hier sorgte er mit seinem Team für einen vielfältigen Ausbau der Sportangebote, um möglichst vielen Studierenden kostengünstigen Sport zu ermöglichen. Nach zehn Jahren begann dann ein neues Kapitel für Jörg: Er übernahm die Leitung des Hochschulsports in Münster, die er bis heute innehat. Hier baute er die Angebotsvielfalt weiter aus, hielt die stetig wachsende Anzahl von Mitarbeitenden zusammen und richtet den Hochschulsport strategisch neu aus.

Zu seinem Abschied haben wir Jörg zu einem Gespräch getroffen. Es ging um die Zukunft des Hochschulsports, seine persönliche Motivation und besondere Momente seiner Laufbahn.

Hallo Jörg, wir fangen mal einfach an. Was bedeutet der Hochschulsport Münster für dich in drei Worten?

Jörg: Innovativ, gesundheitsfördernd, kommunikativ.

Du sprichst kommunikativ an, Hochschulsport bedeutet viel Interaktion mit Studierenden. Was nimmst du persönlich aus dem Kontakt mit jungen Menschen mit?

Jörg: Eine unfassbare Kreativität und Offenheit, immer neue Dinge ausprobieren zu wollen, Dinge von Reisen aufzuschnappen, um sie dann hier zu etablieren. Ich erinnere mich noch, wie vor einigen Jahren eine Medizinstudentin vor mir stand und Quidditch erklärte und ich erst mal nur erstaunt war. Weiterhin gehört Quidditch zu einem unserer beliebten Angebote und ist immer wieder aufs Neue ausgebucht. Für mich ist in dem Kontakt ganz wichtig, dass man die Augenhöhe bewahrt und den jungen Menschen nicht aufgrund des Altersunterschieds Kompetenzen abspricht. Wir können da alle voneinander lernen!

Immer neue Sportarten, stetige Veränderungen. Was hat sich während deiner Laufbahn verändert?

Jörg: Also zum einen ist das Arbeiten im universitären Kontext weitaus komplexer geworden durch viele neue rechtliche und ökonomische Regularien. Auch das Thema Internationalisierung kommt immer mehr auf, Hochschulsport ist schon lange nicht mehr auf eine Stadt oder ein Land begrenzt. Diese Erweiterungen geben uns viele Möglichkeiten, sind aber auch an viele neue Rahmenbedingungen geknüpft. Zum anderen erkenne ich auf Ebene der Studierenden eine Verschiebung der Motive zum Sport treiben. In meiner Anfangszeit war das Teilnehmendenfeld klar gepolt auf das Leistungsmotiv: höher, schneller, weiter. Heute ist es das Gesundheitsmotiv: ein Ausgleich zum Alltag, Spaß und Kommunikation stehen im Vordergrund. Hier hat sich auch unser Angebot eindeutig angepasst. Auch wenn der Leistungsgedanke in vielen Sportarten vertreten ist, sind die meisten unserer Kurse auf Spaß und das miteinander Bewegen ausgerichtet.

Ist Quidditch was für dich? Oder gibt es noch eine Sportart, die du unbedingt einmal ausprobieren möchtest?

Jörg: Also, ich habe wirklich fast alles ausprobiert, aber Salsa wäre etwas, was ich gerne nochmal machen würde.

Und wenn du nur noch eine Sportart machen dürftest, welche würdest du wählen?

Jörg: Rennradfahren, ganz klar.

Rennradfahren auf Mallorca?

Jörg: Das auch. Unsere Sporttouren sind etwas ganz Besonderes und die Mallorca-Reise eines der Highlights.

Richtig, die Sporttouren erobern Europa und teilweise auch den ganzen Globus. Gibt es ein Land, dass du in nächster Zeit bereisen möchtest?

Jörg: Persönlich möchte ich Afrika erkunden. Zum einen würde ich gerne noch einmal nach Madagaskar, da bin ich zwar schon fünfmal gewesen, aber es reizt mich weiterhin. Und zudem finde ich Marokko wahnsinnig spannend, die Landschaft, die Menschen und auch die uralte Kultur möchte ich gerne kennenlernen!

Du leitest nicht nur den Hochschulsport, sondern bist auch beim European Network of Academic Sports Services (ENAS) aktiv, Vorstandsmitglied im Stadtsportbund Münster und Ehrenmitglied des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh). Woher nimmst du deine Motivation für so viele Ehrenämter?

Jörg: Ich habe über mein ganzes Leben gemerkt, wie viel Lebensqualität mir der Sport gibt. Über den Sport habe ich unendlich viele Kontakte und Freundschaften knüpfen können. Sport ist mit seinem pädagogischen Potenzial sicherlich kein Allheilmittel, kann aber zu mehr Zufriedenheit und Fröhlichkeit führen, was die Lebensqualität erhöht. Ich investiere meine Zeit, um Rahmenbedingungen zu verbessern und somit Leute zur Bewegung und zum Sport zu bringen. Ich habe heute morgen eine Mail erhalten, in der sich ein Teilnehmer unseres Team-Up-Angebots, welches einen Einstieg in einen aktiven Alltag bietet, für die Hilfestellung bedankt und, wie viel Freude und Zufriedenheit ihm dieses Angebot gegeben hat. Dieses „Danke“ ist für mich mehr als genug Motivation. Das Ehrenamt hilft anderen, aber gibt auch mir viel, da braucht es dann gar nicht mehr viel Motivation.

Deine Zeit beim Hochschulsport endet nun, ist dann endgültig Schluss oder bekommen wir dich in anderer Form noch zu sehen?

Jörg: Das Kapitel Hochschulsport ist vorbei. Was drumherum noch passiert, wird die Zukunft zeigen, aber dem organisierten Sport werde ich erhalten bleiben.

Über 20 Jahre Hochschulsport Münster, da waren mit Sicherheit viele besondere Momente dabei. Gab es Augenblicke, die herausragten?

Jörg: Zum einen die Eröffnung des Sportzentrums im Jahr 2016, ein absolutes Highlight, weil es eine hochmoderne und vielseitige Anlage ist. So ein Zentrum wäre zu meiner Anfangszeit vollkommen utopisch gewesen, aber dann stand es da. Das ist natürlich beeindruckend. Zudem war der erste Leonardo-Campus-Run ein ganz besonderer Moment, ein Event von dieser Größe ist Jahr um Jahr wieder faszinierend. Als dann 2016 mein Kollege Tim Seulen neben mir stand und rief, dass wir die Marke der 4.000 Teilnehmenden geknackt haben, war das unglaublich. Und einen dritten Moment möchte ich noch erwähnen: Als wir 2011 das erste Mal die Rennradtour auf Mallorca starteten, waren wir unterwegs wie Pioniere und Entdecker. Wir kannten kaum die Routen, waren teilweise nicht die erfahrensten Fahrerinnen und Fahrer und haben uns einige Male hoffnungslos verfahren. Aus dieser wunderbaren Reise ist dann eine neue, erfolgreiche Sporttour entstanden.

In deiner langen Zeit gab es mit Sicherheit auch einige Herausforderungen…

Jörg: Auf jeden Fall. In meiner frühen Zeit gab es einen großen Umschwung: weg vom Wettkampfsport, den wir natürlich immer noch haben, hin zu einem auf den Breitensport ausgerichtetes Angebot. Das war sicherlich nicht ohne Risiko, aber hat dazu geführt, dass wir nun den Breitensport als großes Aushängeschild haben. Zurzeit bewegen rund 600 Übungsleitende wöchentlich über 25.000 Teilnehmende in rund 150 Sportarten. Damit sind wir einer der größten Sportanbieter Deutschlands. Dieser Wechsel hat zu neuen ökonomischen Möglichkeiten geführt und uns die Chance eingeräumt, mehr zu gestalten. Davon profitieren dann letzten Endes die Teilnehmenden in Form eines erweiterten Programms und dem Ausbau von Sportstätten.

Genug von der Vergangenheit, wie sieht der Hochschulsport Münster in zehn Jahren aus?

Jörg: Auf einem weiterentwickelten Sportcampus, mit neuen bedarfsgerechten Anlagen werden 30.000 Menschen wöchentlich Sport treiben. Es werden viele neue Sportarten dazu kommen, wenn ich bedenke, was ich alleine in meiner Zeit erlebt habe. Ich denke da an Quidditch, Futsal und Roundnet. Der Hochschulsport wird immer eine Bühne zum Ausprobieren sein. Mutig sein und was Neues wagen, das macht uns aus.

Jörg, wir sind am Ende unseres Interviews angelangt. Wir sagen Danke für deine 22 Jahre unermüdlichen Einsatz. Du hattest jederzeit und für alle ein offenes Ohr, warst nie verschlossen für die verrücktesten Ideen und hast zu jeder Tages- und Nachtzeit die Ärmel hochgekrempelt und mitangepackt. Die letzten Worte gehören dir…

Jörg: Ich habe vor kurzem noch zu einem guten Freund, der mich fragte, ob ich mich auf die freie Zeit freue, gesagt, dass jeder Tag beim Hochschulsport arbeiten fast wie Urlaub ist. Und die Events sind wie Sonderurlaub. Ich habe hier jeden Tag gerne gearbeitet und die Arbeit beim Hochschulsport Münster war immer ein Privileg und nie eine Bürde!