Es ist und bleibt auch Spitzensport
Gehörlosensportler Bley läuft Qualifikation bei DHM
Alexander Bley ist gehörlos seit er 13 Monate alt ist. Mit einer Hörprothese, einem so genannten Cochlear Implantat, auf der rechten Seite kann er seine Mitmenschen zwar verstehen, trotzdem kommt es immer wieder zu Verständigungsproblemen für den 24-Jährigen. Wer jetzt aber in einen kurzen Moment des Mitleids verfällt, oder sich selbst vorstellt, wie es ist, auf einmal gehörlos zu sein, sollte sich schnellstens unterbrechen. Denn Alexander Bley ist kein Mitleidstyp. Alexander Bley ist Sportsmann, Leichtathlet und seit 2013 auch Athlet des Deutschen Leichtathletik-Gehörlosenkaders.
„Ich hatte vorher selbst noch nicht viel darüber gehört. Ich kannte die Olympischen Spiele und natürlich auch die Paralympics“, sagt der junge Maschinenbaustudent von der Uni Hannover. Dass es aber darüber hinaus auch Olympische Spiele für Gehörlose, die so genannten Deaflympics (aus engl. deaf, „taub“, und Olympics, „Olympische Spiele“) gibt, davon wusste er bis vor ein paar Jahren selbst noch nicht.
Doch nicht nur den Verlust eines Sinnesorganes musste Alexander im Laufe der Zeit hinnehmen. Auch andere Erkrankungen und Verletzungen holten ihn immer wieder ein, sodass er bei den diesjährigen Deutschen Hochschulmeisterschaften der Leichtathletik in Münster das erste Mal seit zwei Jahren wieder auf der Bahn war.
Umso stolzer ist er deshalb, dass er es schaffte, sich mit einer Zeit von 1,55 min über 800 Meter die Qualifikation für die European Deaf Championships 2015 in Polen zu sichern. „Immer wenn es geht, laufe ich natürlich mit dem Hörgerät, aber bei den Gehörlosenwettkämpfen muss ich es herausnehmen“, erklärt er. Dass dann natürlich besondere Herausforderungen gelten, weiß der junge Sportler selbst am besten: „Du hörst keine Traineranweisungen und auch keine Zuschauermotivation. Ohne das Cochlear Implantat bin ich aber sehr fokussiert auf den Wettkampf und blende vieles um mich herum aus.“ Deshalb ist es für den Athleten wichtig, bereits im Vorfeld genaue Anweisungen zu bekommen. „Vor den Wettkämpfen gibt es immer sehr intensive taktische Besprechungen und Motivationen.“
Einen Grund mit dem Sport aufzuhören hat der Optimist in seiner Behinderung allerdings nie gesehen: „Natürlich wurde ich immer wieder zurückgeworfen, aber ich habe mich auch immer wieder hochgearbeitet. Für mich ist Laufen ein Ausgleich neben der Uni und dem Alltag. Ich genieße die Natur und laufe immer neue Strecken. Ich würde nie damit aufhören wollen.“ Sein Trainer Markus Pingpank unterstützt ihn dabei so gut es geht. Doch auch von der Öffentlichkeit wünscht Alexander sich noch mehr Unterstützung. Er fordert Aufmerksamkeit und will, dass die Attraktivität solcher sportlichen Leistungen steigt. „Es ist und bleibt auch Spitzensport“, macht er sich stark.
Sein Ziel für die Europameisterschaft hat Alexander mit seinem Trainer deshalb bereits festgezurrt: Medaillenplatz. Diese Ambitionen passen zu dem Lebensmotto, das er sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat: Erfolg hat nur der, der sein Ziel nie aus den Augen verliert!
Ein echter Kämpfer eben.