Geschichte der Internationalen Beziehungen, der Diplomatie und des Völkerrechts
Internationale Beziehungen, auswärtige Politik, Diplomatie und Völkerrecht sind keine Erfindungen der Moderne. Im Mittelalter sind bereits Verfahren der internationalen Kommunikation entwickelt worden, die als Praktiken politischen Handelns funktionierten.
In ihrer Geltung aufgrund von Wertvorstellungen, rechtlichen Normen und symbolischen Ausdrucksformen der Hof- und Adelskultur konsensual abgesichert, ermöglichten diese Verfahren regelmäßigen Gesandtenaustausch zwischen den Höfen, die Vorbereitung und den Abschluß von Friedensverträgen und die Gewährleistung einer internationalen Kooperation. Seit dem Hochmittelalter zunehmend konzeptionell überformt, entstand aus der Praxis des Gesandtenaustauschs eine gelehrte Theorie zu grenzenübergreifendem Regieren, Herrschaftsberatung und Diplomatie. Diplomatisches Handeln wie auch die Qualifikation und Funktion von Diplomaten durchliefen einen Prozess der Professionalisierung und Verrechtlichung. Ideen und Praktiken völkerrechtlicher Verständigung verdichteten sich seit dem Spätmittelalter auf der Grundlage naturrechtlicher Vorstellungen und ideeller Werthaltungen zu politischen Handlungsnormen, die weit über das Mittelalter hinaus wirksam blieben.
Unsere Forschungsprojekte arbeiten daran, die beschriebenen Verfahren aus der vielfältigen Überlieferung zu erschliessen, in ihrem zeitgenössischen Kontext zu beschreiben und als Beitrag zu einer vergleichenden europäischen Geschichte darzustellen. Derzeit stehen die Tätigkeit von Herolden im römisch-deutschen Reich und in Frankreich, die interkulturelle Diplomatie im Mittelmeerraum, die komparative Textanalyse von Friedensverträgen zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich sowie die Neudefinition des Völkerrechts für das Mittelalter im Zentrum unserer Arbeit.
Es wird auch auf die Abschlußtagung des DFG-Projekts „Symbolische Kommunikation und kulturelle Differenz“
am 17.-19.09.2014 hingewiesen.