Einführungen in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts | ||
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KÖRPERGRÖSSEN (als Indikator für Lebensstandard)
(ml) Forschungsergebnisse von Anthropologen, Medizinern, Ergonomen, Sozial- und Wirtschaftshistorikern haben einen direkten Zusammenhang zwischen Körpergröße und Umweltbedingungen wahrscheinlich gemacht. Auf individueller Ebene haben zwar genetische Faktoren einen bedeutenderen Einfluss auf die Körpergröße als Umweltbedingungen, betrachtet man jedoch Durchschnittsgrößen von größeren Gruppen (Populationen), so mitteln sich diese individuellen Einflüsse. Auch zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen sind die genetischen Unterschiede so klein, dass die Lebensbedingungen auf aggregierter Ebene herausragende Bedeutung erlangen.
So wirken sich z.B. insbesondere mangelhafte Ernährung in der Kindheit und Kinderarbeit nachweislich negativ auf das Wachstumsverhalten von Kindern und damit auf die Körpergröße aus.
Die Körpergröße kann damit als Indikator unterschiedlicher Lebensumstände (Arbeit, Wohnung, Einkommen, Ernährung, Klima) und Lebensstandards von Bevölkerungsgruppen angesehen werden. In der historischen Demographie ist die Körpergrößenforschung (Anthropometrie) deshalb sowohl für die Analyse historischer Sozialstrukturen (sozialer Status und durchschnittliche Körpergröße korrelieren miteinander) als auch für die Untersuchung der Auswirkungen historischer Entwicklungen (Agrarkrisen, industrielle Revolution) auf die Lebensverhältnisse der Menschen von großem Nutzen.
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