PROF. HAUCK WIRD 80 JAHRE ALT
Prof. Dr. Karl Hauck, emeritierter Professor für mittelalterliche Geschichte und langjähriger Direktor des Historischen Seminars und des Instituts für Frühmittelalterforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wird am 21. Dezember 80 Jahre alt.
In Leipzig geboren, studierte Karl Hauck an der Universität seiner Vaterstadt und an der Universität Straßburg, wo er 1942 promovierte und sich 1943 für mittlere und neuere Geschichte habilitierte. 1950 wurde der Privatdozent an der Universität Erlangen zum außerordentlichen Professor ernannt. 1959 schlug er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Germanische Altertumskunde an der Universität München aus und entschied sich für den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Westfälischen Wilhelms- Universität. Ihr blieb er auch treu, als ihn 1963 ein Ruf an die Universität Freiburg erreichte. 1982 wurde Prof. Hauck emeritiert.
Es geht wesentlich auf die Initiative, den unablässigen Einsatz und die persönliche Forscherleistung von Prof. Hauck zurück, daß in Münster ein Zentrum interdisziplinärer Mittelalterforschung entstanden ist, das international hohes Ansehen genießt. Prof. Hauck, dessen eigene Veröffentlichungen in die Gebiete der Germanistischen Altertumskunde, der Frühgeschichtlichen Archäologie sowie der Lateinischen und Germanischen Philologie des Mittelalters hineinreichen, führte in Münster Wissenschaftler aus mehreren Disziplinen zusammen, um auf verschiedenen Wegen gleichzeitig Grundphänomene mittelalterlicher Geschichte zu erforschen.
Das 1964 von Prof. Hauck gegründete Institut für Frühmittelalterforschung wurde zum Kristallisationspunkt für den Sonderforschungsbereich 7 "Mittelalterforschung", den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) als einen der ersten Sonderforschungsbereiche eingerichtet und bis Ende 1985 gefördert hat.
Der hier gewachsene interdisziplinäre Verbund bot dann die Voraussetzung für weitere mediävistische Forschungs- und Studieneinrichtungen wie den seit 1986 erfolgreich arbeitenden Sonderforschungsbereich 231 "Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter" sowie das 1990 ins Leben gerufene Graduiertenkolleg "Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter". Wichtige und international renommierte Publikationsreihen sind von Prof. Hauck begründet oder mitbegründet und herausgegeben worden, so die "Frühmittelalterlichen Studien", das Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung, das heute zu den führenden mediävistischen Zeitschriften gehört, die "Arbeiten zur Frühmittelalterforschung" und die "Münsterschen Mittelalter-Schriften".
Auch nach seiner Emeritierung hat Prof. Hauck sich mit unvermindertem Einsatz der ihn seit seinen wissenschaftlichen Anfängen begleitenden Aufgabe gewidmet, das Bild von der Genese der frühmittelalterlichen Welt durch die methodische Erschließung der germanischen Gedächtniskultur als einer ihrer wesentlichen Traditionsfaktoren zu präzisieren. Dabei gelang es ihm, in der reichen, aber lange Zeit für undeutbar gehaltenen Bildüberlieferung der Goldbrakteaten und anderer Zeugnisse der Kleinkunst einen einzigartigen Zugangsweg zur Religions- und Sozialgeschichte jener bewußt als spätantike Randkultur verstandenen oralen Gesellschaft zu eröffnen.
Die Anerkennung der Forschungsleistung von Prof. Hauck und die Ehrung seiner Gelehrtenpersönlichkeit fanden ihren Niederschlag in der Wahl zum ordentlichen Mitglied der Kommission für Bayerische Landesgeschichte und der Historischen Kommission Westfalens, der Göttinger Akademie der Wissenschaften, der Medieval Academy of America und der Academia Mediterranea delle Scienze in Catania (Italien) sowie zum korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Für seine Verdienste um die skandinavische Archäologie wurde er 1993 im Auftrag des Königs von Schweden mit dem Ordenszeichen des "Kommmandeurs des Königlichen Nordsternordens" ausgezeichnet.
Zu seinem Geburtstag ist dem Jubilar der soeben erschienene 30. Band der "Frühmittelalterlichen Studien" gewidmet worden. Die Universität Münster wird Karl Hauck in einem Festakt am 21. Januar 1997 würdigen.