Theo-Talk!
"Du studierst Theologie? Möchtest du Priester werden?" – Diese Fragen begleiteten Joachim Frank während seines Theologiestudiums, und zunächst lautete seine Antwort tatsächlich "Ja". Doch wie so oft im Leben führte der Weg zu unerwarteten Wendungen und Umorientierungen.
Frank begann sein Theologiestudium in Münster aus einem allgemeinen fachlichen Interesse. Die Entscheidung, Priester zu werden, war eine naheliegende Konsequenz, und nach einem längeren Studienaufenthalt in Rom wurde er zum Priester geweiht. Seine pastoralen Aufgaben führten ihn in eine Gemeinde, wo er für einige Jahre engagiert tätig war. Doch aus persönlichen Gründen entschied sich Frank schließlich dazu, sein Priesteramt niederzulegen.
Diese Entscheidung markierte den Beginn einer intensiven Phase der beruflichen Umorientierung. Die Frage, die sich dabei stellte, war: "Was kann man machen?" Die Antwort fand er durch ein Praktikum bei einer Lokalzeitung, das ihn schließlich zu einem Volontariat beim Kölner Stadt-Anzeiger führte.
Die Verbindung zwischen Theologie und Journalismus mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch Frank entdeckte, dass sein theologisches Wissen ihm wertvolle Kompetenzen für den Journalismus verlieh. Neben der Fachkenntnis der Theologie, die besonders im Bereich Kirche von Bedeutung ist, brachte er die Fähigkeit mit, Probleme multiperspektivisch zu denken, kritisch zu beleuchten und sich schnell in neue und diverse Themenfelder einzuarbeiten.
Als Theologe übernahm Joachim Frank die Position eines Hauptstadtkorrespondenten für den Kölner Stadtanzeiger. Dort beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem politischen Tagesgeschehen und bewies, dass seine journalistische Expertise nicht auf religiöse Themen beschränkt war. Seine Fähigkeiten brachten ihn rasch auf die Position des stellvertretenden Chefredakteurs.
Die theologische Ausbildung spielte eine entscheidende Rolle in Franks Engagement zur Aufarbeitung von Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, insbesondere im Erzbistum Köln. Durch sein theologisches Hintergrundwissen verstand er die kirchlichen Strukturen und wusste, wie die Kirche funktioniert, was bei der Berichterstattung von großem Vorteil war. Frank betont dabei die Wichtigkeit, die Perspektive der Betroffenen zu hören und in der Berichterstattung einzubringen.
Für alle, die sich für den Journalismus als berufliche Perspektive interessieren, empfiehlt Joachim Frank zunächst ein Studium in einem persönlich interessanten Fach als Grundlage für die persönliche Bildung und Entwicklung. Über Praktika in Lokalredaktionen und kleineren Zeitungen könne man den Einstieg in den Journalismus finden. Besonders betont er, dass Theolog*innen sehr gut für den Journalismus geeignet seien.
Abschließend danken wir Joachim Frank herzlich für diesen spannenden Einblick in sein bisheriges Berufsleben und seine Einschätzung der beruflichen Perspektiven für Theolog*innen im Journalismus.