Naturrecht bei Origenes
Die Frage nach dem Naturrecht, einer Basiskategorie moraltheologischen und rechtsphilosophischen Denkens, blickt auf eine lange Tradition in Theologie und Philosophie zurück und bestimmt auch heute noch die aktuellen Debatten um sexualethische Themenfelder. Dabei findet die katholische Naturrechtslehre ihre historischen Referenzpunkte hauptsächlich bei Augustinus und Thomas von Aquin; Origenes, der Theologe und Philosoph der Antike par excellence, wird nur marginal herangezogen oder bleibt gar unerwähnt. In diese Lücke stößt die Dissertation „Naturrecht bei Origenes“: Sie setzt sich zum Ziel, die erste Gesamtdarstellung des Naturrechtsverständnisses des Alexandriners zu erarbeiten. Untersuchungsgegenstand ist das origeneische Gesamtwerk mit einem besonderen Fokus auf seiner philosophischen Hauptschrift De principiis, seinen exegetischen Kommentaren (v.a. dem Römerbriefkommentar) und seiner späten Streitschrift Contra Celsum. Im Horizont antiker und christlicher Philosophie und ausgehend von seiner Freiheitslehre, die Dreh- und Angelpunkt seines theologisch-philosophischen Gesamtentwurfs ist, entwickelt Origenes ein Naturrechtsverständnis, das zu einem Meilenstein in der Geschichte der Naturrechtslehre werden sollte. in dem die auf freier Selbstbestimmung beruhende Würde des Menschen und die Verantwortung für sein Tun die leitenden Prinzipien sind. Origenes könnte sich hierin als fruchtbarer Anknüpfungspunkt aus der theologischen Tradition für heutige Debatten erweisen.