Papersession II
Die Papersession II findet statt am Montag, dem 11. September um 17:15 Uhr.
Folgende Themen stehen Ihnen zur Auswahl:
Die Papersession II findet statt am Montag, dem 11. September um 17:15 Uhr.
Folgende Themen stehen Ihnen zur Auswahl:
Prof. Dr. Axel Bohmeyer, Berlin
Raum 1
Die berufliche Soziale Arbeit hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts als ein exklusiver Frauenberuf etabliert. Der Begriff der Sorge hat den Prozess der Verberuflichung bzw. Professionalisierung der Wohlfahrtspflegerin und mit ihr die berufsständischen Vereinigungen seit dem Ersten Weltkrieg und während der Weimarer Republik nachdrücklich geprägt. Er wurde nicht nur als Fixpunkt der verschiedenen Arbeitsfelder der Wohlfahrtspflegerin gesehen, sondern ist auch als verbindender Begriff der drei – in der bürgerlichen und konfessionellen Frauenbewegung – verankerten Berufsverbände zu verstehen.
Das Paper will der Frage nachgehen, inwieweit der Begriff der Sorge für die professionelle Identitätsbildung Sozialer Arbeit wegweisend war und fokussiert hierbei auf den Verein Katholischer Deutscher Sozialbeamtinnen. Es soll der Frage nachgegangen werden, welcher Stellenwert dem Begriff der Sorge im Rahmen der beruflichen Arbeit zugeschrieben wurde, um so einen Beitrag zur Theoriegeschichte und Diskursentwicklung im Kontext Sozialer Arbeit zu leisten.
Mario Kropf, Graz
Raum 4
Für die Behandlung und Versorgung von Menschen am Lebensende sind vielfach die medizinischen Interventionsmöglichkeiten nicht mehr ausreichend oder sinnvoll, um kurativ tätig zu werden. Die Palliativmedizin versucht in diesem Zusammenhang das Leid zu minimieren und einen individuellen Abschluss zu ermöglichen. Seit einigen Jahren hat sich zudem der fragliche Begriff der "Spiritualität" zu einem Schlagwort des medizinischen und pflegerischen Settings etabliert. Durch ihn werden beispielsweise individuelle Bewältigungsstrategien begründet und der Umgang mit Gesundheit und Krankheit gefördert, ohne dabei zwingend auf religiöse Überzeugungen zu bauen. Wichtig erscheint die subjektive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, dem Geist, möglicherweise einer krankheitsbedingten Veränderung und schließlich der Akzeptanz für die neue Situation. Auch im Kontext zunehmender Schwierigkeiten und kognitiver Einschränkungen beschreiben zahlreiche Forschungsarbeiten spirituelle Tätigkeiten als Coping-Strategien.
In Bezug auf die Demenzerkrankung soll in der Papersession erörtert werden, inwiefern sich im Kontext dieser neurodegenerativen Erkrankung der Begriff und eine Form von Spiritualität als brauchbar und sinnstiftend erweisen können, um eine ethische Orientierung für Handeln und Entscheiden in Kontexten der Demenzerkrankung geben zu können.
Dr. Lukas Schmitt, Freiburg
Raum 6
Der Effektive Altruismus erfährt seit seinen Anfängen vor einigen Jahren als ethischer Ansatz und als soziale Bewegung verstärkt Aufmerksamkeit. Der Grundgedanke ist es dabei, die eigenen Ressourcen mittels Spenden so effektiv wie möglich für als gut erachtete Zwecke einzusetzen und so einen Beitrag zur Bekämpfung globaler Armut zu leisten. Diese Ressourcen sollen global anschließend denjenigen Menschen zukommen, bei welchen voraussichtlich die größtmögliche positive Wirkung erzielt werden kann. Wie ist es jedoch zu beurteilen, wenn bei aller Wertschätzung für die Solidarität mit bedürftigen Menschen in anderen Weltteilen in dieser Logik Rationalismus und Berechenbarkeit über Empathie und Mitgefühl stehen, wenn die Verbundenheit mit konkreten Personen im sozialen Nahbereich keine Quelle moralischen Handelns mehr ist?
In der Session wird zunächst der Ansatz anhand seiner zentralen Argumentationsfiguren vorgestellt, um anschließend ausgewählte kritische Anfragen näher zu beleuchten. Gemeinsam soll in einem weiteren Schritt diskutiert werden, inwiefern der Effektive Altruismus eine Herausforderung für die Care Ethik und das christliche Menschenbild darstellt.
Dr. Elisabeth Zschiedrich, Fribourg
Raum 7
Altersspezifischen Diskriminierung von Kindern wird erst seit wenigen Jahren thematisiert und problematisiert. Wenn überhaupt bedacht wurde, dass die Kategorie Lebensalter in Gerechtigkeitsfragen eine Rolle spielt, standen bis vor Kurzem ausschließlich ältere Menschen im Fokus. Die Theorie des Adultismus nimmt Strukturen in den Blick, in denen "Erwachsene aufgrund ihres Alters über größere Macht als jüngere Menschen verfügen und diese zum eigenen Vorteil missbrauchen", so der Soziologe Manfred Liebel. (Liebel 2020: 22).
In dem Beitrag soll aufgezeigt werden, in welchen konkreten privaten und öffentlichen (Sorge)Situationen und, erstere beeinflussend, gesellschaftlichen Kontexten Adultismus heute manifest wird. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen des Workshops soll diskutiert werden, inwiefern diese Form der altersspezifischen Diskriminierung ein Problem darstellt, das von der Ethik ernst genommen und insbesondere bei der inhaltlichen Ausformulierung einer gerechtigkeitsethisch geframten Care-Ethik mitbedacht werden sollte. Schließlich stellt sich die Frage, welche familialen, institutionellen und gesellschaftlichen Bedingungen Adultismus begünstigen und welche (auch) strukturellen Veränderungen dazu beitragen können, dieser Diskriminierungsform vorzubeugen bzw. sie zu verhindern und den eine gerechte Sorge behindernden Störfaktor Adultismus zu beseitigen.