Nachruf auf Barbara Aland

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster trauert um die Universitätsprofessorin i.R. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Barbara Aland, die am 10. November 2024 im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

Geboren als Barbara Ehlers am 12. April 1937 in Hamburg, wurde sie nach dem Studium der Evangelischen Theologie und Klassischen Philologie in Frankfurt, Marburg und Kiel im Jahre 1964 mit einer Dissertation über den Sokratiker Aischines promoviert und habilitierte sich 1972 mit einer Studie über den syrischen gnostisch-christlichen Theologen Bardesanes von Edessa. Im selben Jahr heiratete sie Kurt Aland (1915-1994), der 1959 das Institut für Neutestamentliche Textforschung in Münster gegründete hatte, und wirkte seit dieser Zeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Auf ihre Arbeit als Privatdozentin und eine außerplanmäßige Professur folgte 1980 die Berufung zur Professorin für „Kirchengeschichte und neutestamentliche Textforschung mit besonderer Berücksichtigung des christlichen Orients“. 1983 wurde sie Direktorin des Instituts für Neutestamentliche Textforschung und des angegliederten Bibelmuseums und übernahm die Geschäftsführung der Hermann Kunst-Stiftung zur Förderung der Neutestamentlichen Textforschung, Positionen, die sie bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2004 ausübte.

Sie führte dabei die Arbeit ihres Mannes mit eigener Handschrift innovativ weiter und öffnete das Institut in bisher nicht gekannter Weise für internationale Kooperation und partnerschaftliche Zusammenarbeit und trug entscheidend dazu bei, dass die Münsteraner neutestamentliche Textforschung weltweit anerkannt und führend ist.

Internationale Anerkennung erlangte Barbara Aland vor allem durch ihre Arbeit am neutestamentlichen Text. Als Hauptherausgeberin des „Nestle-Aland“ und des „Greek New Testament“, arbeitete sie stetig an den Aktualisierungen dieser international maßgeblichen Handausgaben des griechischen Neuen Testaments. Mit der „Editio Critica Maior“ des Jakobusbriefes wurde 1997 unter ihrer Leitung der erste Faszikel des Bandes der Katholischen Briefe der „Großen Ausgabe“ des Neuen Testaments vorgelegt. Die „Große Ausgabe“ dokumentiert die griechische Textgeschichte des Neuen Testaments in einer vorher nicht erreichten Materialfülle auf der Basis aller relevanten griechischen Handschriften, Übersetzungen und Zitate. Sie ist die maßgebliche Ausgabe für die Rekonstruktion des ältesten griechischen Textes des Neuen Testaments.

Als ausgebildete und kompetente Syrologin gab Barbara Aland darüber hinaus gemeinsam mit Andreas Juckel die Paulusbriefe und die großen Katholischen Briefe in der Reihe „Das Neue Testament in syrischer Überlieferung“ heraus. Diese Edition und die damit verbundenen Untersuchungen stellen einen Meilenstein der syrischen Editionsphilologie dar und unterstreichen die große Bedeutung der syrischen Überlieferung für die Rekonstruktion der Textgeschichte des griechischen Neuen Testaments.

In grundlegenden Aufsätzen und Studien zur Methode der neutestamentlichen Philologie und Textkritik hat Barbara Aland großen Einfluss auf die Entwicklung der Disziplin ausgeübt und vielen jungen Forschenden den Weg gewiesen. Schließlich hat das gemeinsam mit Ihrem Mann verfasste Handbuch „Der Text den Neuen Testaments“ viele Generationen von Theologiestudierenden in die neutestamentliche Textkritik eingeführt.

Neben der neutestamentlichen Textkritik war die Erforschung der Gnosis und der platonischen Tradition in Antike und Christentum zentrale Felder ihrer Forschung, auf denen sie prägende Beiträge leistete. Sie war Gründungsmitglied der Academia Platonica Septima Monasteriensis, die sich dem Studium platonischer Autoren und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf diesem Gebiet widmet, und seit ihrem Ruhestand Ehrenmitglied dieser Vereinigung.

In einer Studie zur frühen Auseinandersetzung zwischen Christen, Heiden und Häretikern konnte sie nicht nur die Vielfältigkeit des frühen christlichen Denkens unterstreichen, sondern auch die verpassten Chancen zum fruchtbringenden Dialog herausarbeiten. In ihren Büchern über die Gnosis eröffnete sie ihrem Publikum neue Einsichten in ein breit erforschtes Phänomen und fasste darin zugleich die Ergebnisse ihrer eigenen Studien zum Thema pointiert zusammen. Auch in ihrer Beschäftigung mit Philosophen wie Plotin oder Porphyrios und Theologen wie Marius Victorinus ging es ihr nicht allein um die historische Rekonstruktion vergangenen Denkens, die sie glänzend beherrschte, sondern immer auch um die Frage, was uns diese Denker heute noch zu sagen haben. Barbara Aland war eine anregende Lehrerin, die die Studierenden wie auch ihre akademischen Schülerinnen und Schüler bleibend zum eigenständigen Arbeiten und Denken inspirierte.

Das große internationale Renommee, das Barbara Aland genoss, fand ihren Ausdruck in den vielen Auszeichnungen, die ihr verliehen wurden, u.a. dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Darüber hinaus wurden ihr Ehrendoktorwürden des Wartburg College (Waverly/Ohio), des Mount Saint Mary's College (Emmitsburg/Maryland) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verliehen.

Barbara Aland war eine akribische Philologin und eine Theologin aus Leidenschaft. Die Evangelisch-Theologische Fakultät und die Universität Münster verlieren mit Barbara Aland eine große Forscherin und Wissenschaftsorganisatorin und eine liebenswerte Kollegin und Lehrerin.

Prof. Dr. Arnulf von Scheliha                                                       Prof. Dr. Holger Strutwolf
                 Dekan                                                                               Direktor des Instituts für
                                                                                                Neutestamentliche Textforschung und
                                                                                                 des Seminars für Kirchengeschichte I

Ehrendoktorwürde für Evelyn Finger und Reinhard Bingener

Evangelisch-theologische Fakultät zeichnete zwei Journalisten für ihr Gesamtwerk aus/ Feierstunde im Schloss

Sie schreiben über Themen wie die Krise der Kirchen, über ethische Diskurse und das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit: Für ihr herausragendes journalistisches Gesamtwerk zeichnete die evangelisch-theologische Fakultät Evelyn Finger und Reinhard Bingener mit der theologischen Ehrendoktorwürde aus. Im Rahmen einer akademischen Feier im Schloss überreichte Dekan Prof. Dr. Arnulf von Scheliha am Mittwoch die Urkunden. Vor gut 100 Personen aus der Universität, Kirche und Journalismus würdigte die Fakultät auch die Printmedien „Die Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ als wichtige Foren für den gesellschaftlichen Austausch über religiöse und ethische Fragen.

In ihrem Vortrag betonte Evelyn Finger die wachsende kulturelle und politische Bedeutung der Religionen im globalen Zuschnitt. Reinhard Bingener arbeitete in seiner Dankensrede die Gründe für die Krise der christlichen Kirchen in Deutschland heraus, die mit einer Transformation der medialen Öffentlichkeit einhergeht und verwies auf die große Bedeutung des privatfinanzierten, unabhängigen Journalismus.

Die ausführliche Pressemitteilung steht hier zum Download bereit.

Studientag 2024

20. November 2024 | SG3

Wir möchten euch als Fachschaft herzlichst zum diesjährigen Studientag mit dem Thema "Sexualisierte Gewalt in und um Kirche" am 20.11.2024 einladen.

Gemeinsam wollen wir uns mit euch zu diesem wichtigen Thema mit einem Vortrag und Workshops fortbilden, sowie noch einmal in einem gemeinschaftlichen Gottesdienst den Tag ausklingen lassen.

Wir freuen uns darauf, euch zu sehen und den Tag mit euch zu verbringen.

Euer Fachschafts-Team

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Archäologie und Umwelt

Antike Gesellschaften und ihre Lebensbedingungen

25. November 2024 | 18-20 Uhr | Fürstenberghaus (F5) oder Online

Der Mensch war auch in der Antike von seiner Umwelt geprägt bzw. hat sie durch Eingriffe verändert. In der Ringvorlesung „Archäologie und Umwelt. Antike Gesellschaften und ihre Lebensbedingungen“ des Netzwerks Archäologie/Diagonal werden im Wintersemester 2024/25 Mensch-Umwelt-Interaktion in unterschiedlichen Naturräumen wie Meeresküsten, Gebirge oder Schwemmland betrachtet. Es werden WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen archäologischen Disziplinen referieren. Die Veranstaltung findet hybrid statt: in Präsenz im F2 (Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster) und via Zoom (ID 932 1378 1562; Kenncode 834959).

Studierende können sich die Teilnahme an der Ringvorlesung für die Allgemeinen Studien (AST) anrechnen lassen.

Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher!

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Veranstaltungsreihe "Gott queer denken"

26. November 2024 | 20.15 Uhr | esg Münster

"Gott" und "queer"? Wie passt das zusammen? Der Arbeitskreis Queer der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster lädt in Kooperation mit der ESG Münster zu einer vierteiligen Veranstaltungsreihe zum Thema "Gott queer denken" in gemütlicher Atmosphäre ein. Ausgehend von Kurzvorträgen evangelischer Theolog*innen der Universität Münster und von Prof. Andreas Krebs, alt-katholischer Theologe und Autor des Buches "Gott queer gedacht", soll bei Keks und Getränk ein offenes Gespräch zu Fragen queerer Bibellektüre, queertheologischer Ansätze, der Rede von Christus sowie der Zukunft von Kirche entstehen. Die Abende können auch unabhängig voneinander besucht werden. Jede*r ist willkommen!

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Franz-Delitzsch-Vorlesung 2024

02. Dezember 2024 | Vorlesungsbeginn 18 Uhr c.t.

"Nachkommmenschaft Abrahams". Ein angemessenes Paradigma zur Beschreibung des christlich-jüdischen Verhältnisses?

So lautet der Titel der diesjährigen Franz-Delitzsch-Voeslung am 02. Dezember 2024. Es wird dabei um die Frage gehen, ob das im Neuen Testament (v.a. bei Paulus und im Hebräerbrief) gebrauchte Syntagma geeignet ist, das Verhältnis von christlicher Kirche und jüdischem Volk zu beschreiben. Das jüdische Volk ist das bleibend erwählte Volk Gottes. Bis diese Wahrheit sich in der Kirche durchsetzen konnte, hat es lange gedauert. Wenn Paulus die Christen als Nachkommenschaft Abrahams und damit als Erben der Verheißung bezeichnet (Gal 3,26-29), bedeutet das eine Herabsetzung des jüdischen Volkes? Wie können wir heute angemessen das Verhältnis von Kirche und Israel beschreiben? Wir freuen uns auf den Franz-Delitzsch-Tag, der dieses zentrale Thema des christlichen-jüdischen Gesprächs in den Vordergrund bringt.

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Franz-Delitzsch-Workshop 2024

02. Dezember 2024 | Beginn 16 Uhr

"Konzeptionen von Kirche und Israel im Neuen Testament"

Wie im vergangenen Jahr wird auch in diesem Jahr die Franz-Delitzsch-Vorlesung von einem Workshop begleitet, der unseren Studierenden die Möglichkeit gibt durch Besuch beider Veranstaltungen und nach Abgabe eines Berichts (2-3 Seiten) einen Leistungspunkt zu erhalten. Fragen hierzu beantwortet gerne das Studienbüro.

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Fotografische Dauerausstellung ab dem 27. Juni 2024
BEGEGNUNGEN MIT DEM ORTHODOXEN CHRISTENTUM IN GRIECHENLAND

Eröffnung der Dauerausstellung am 27. Juni 2024, Ev. Theol. Fakultät Münster

Eine Ausstellung mit Fotografien von Olya Gluschenko und Costis Drygianakis wird in Münster gezeigt.
Die Ausstellung wird von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Volos Akademie für Theologische Studien organisiert und trägt den Titel "Begegnungen mit dem orthodoxen Christentum in Griechenland". Die Eröffnung der Dauerausstellung findet am Donnerstag, 27. Juni 2024 um 12 Uhr in der Evangelisch-Theologischen Fakultät (Universitätsstr. 13-17, 1. Stock) in Anwesenheit der Künstler statt. Die Ausstellung findet anlässlich der Konferenz "Orthodoxes Christentum und Identitätspolitik" statt, die vom Lehrstuhl für Orthodoxe Theologie der gleichen Universität in Zusammenarbeit mit der Volos-Akademie für Theologische Studien und anderen Organisationen weltweit organisiert wird.
Die Ausstellung umfasst Fotografien von Kirchen, Kapellen und Klöstern der Metropolis von Demetrias in Thessalien, Mittelgriechenland, die über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren (von Ostern 2005 bis Ostern 2024) aufgenommen wurden. Die beiden Fotografen versuchen, dieser im Allgemeinen übersehenen Welt Sichtbarkeit zu verleihen, indem sie nach der Schönheit suchen, die in den alltäglichen Details und in den ständigen Veränderungen des alten kirchlichen Erbes verborgen ist.