Ich heirate eine Familie?
Liebe, Ehe und Sexualität in Papua-Neuguinea
Im Rahmen ihres Vortrags gab Frau Dr. Christiana Lütkes Einblick in die Vorstellungen und Ansichten über Liebe, Ehe und Sexualität bei den Wampar in Papua-Neuguinea.
Für Lütkes, die ein Jahr bei den Wampar lebte, war es anfangs schwierig, Einblicke in Liebe und Sexualität zu bekommen. Weiße werden von den Wampar in Verbindung mit Missionaren gebracht, von denen das Thema Sex kaum besprochen wird. Erst nach vielen Monaten konnte Lütkes "ethnologische Befragungen" zu diesem Thema durchführen, die dann auf gegenseitiger Basis abliefen. Auf beiden Seiten gaben die Auffassungen über Liebe, Heirat und Sexualität reichlich Anlass zur Irritation.
Für die Wampar ist Liebe beispielsweise nur ein, meist untergeordneter, Aspekt der Heirat. Im Vordergrund steht nicht die Zukunft zweier Individuen, sondern die zweier Verwandtschaftsgruppen, die sich gegenseitig unterstützen sollen. So gehört es zur Normalität, dass Ehen von den Familien arrangiert werden.
Auch beim Thema Sexualität zeigt sich, wie unterschiedlich die Vorstellungen einzelner Kulturen sein können. Erwachsene, fruchtbare Frauen gelten als unrein, und ihre Körperflüssigkeiten als gefährlich für die Stärke des Mannes. Frauen sind angehalten, dies zu berücksichtigen und nicht etwa über die persönlichen Dinge der Männer zu steigen. Menstruierende und schwangere Frauen müssen besonders vorsichtig sein. Sie dürfen nicht für die Männer kochen, denn dies würde ihnen schaden. Die Männer wiederum sind angewiesen, den körperlichen Kontakt zu Frauen auf ein bestimmtes Maß einzuschränken. Halten sie sich nicht daran, verlieren sie an Körperkraft und ihr Ansehen innerhalb der Dorfgemeinschaft gerät in Gefahr.
Unseren Ansprüchen von Emanzipation und Gleichberechtigung widerspricht es, Frauen als "unrein" zu bezeichnen. Nach Annahme von Ethnologen, so Lütkes, kann in den Tabus ein Schutz der Frauen vor den sexuellen Ansprüchen der Männer und damit auch eine Art Geburtenkontrolle gesehen werden. Lütkes konnte diese Annahme durch ihre eigene Forschung bestätigen.
Lütkes betonte abschließend, dass eine der Aufgaben von Ethnologen das Vermitteln zwischen den Kulturen sein. Das Weltbild der "Anderen" soll verständlicher gemacht werden und damit der Respekt vor anderen Anschauungen gefördert werden.