»Das Elend der Welt« und seine Zumutungen
Überlegungen zu einem Genre engagierter Sozialforschung
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2023-6300Schlagworte:
Pierre Bourdieu, Nähe-Distanz-Verhältnis, Gesellschaftsdiagnose, soziologische Reflexivität, textuelle Performanz, engagierte SozialforschungAbstract
Die Auseinandersetzungen darüber, welche Formen von Nähe und Distanz zum Forschungsgegenstand angemessen erscheinen, sind Grundelemente soziologischer Reflexivität. Allerdings richtet sich das Hauptaugenmerk häufig auf den Forschungsprozess selbst, nicht unbedingt auf die textuellen Erzeugnisse der Forschungsarbeit, die – so unser Argument – ebenfalls bestimmte Nähe-Distanz-Verhältnisse dokumentieren und nahelegen, mithin auch Affekte in der Rezeption evozieren. Diese Schieflage gilt es zu korrigieren. Im Artikel wird die textuelle Performanz und affizierende Wirkung soziologischer Texte exemplarisch an der Studie Das Elend der Welt (DEW) von Pierre Bourdieu und Kolleg*innen aufgezeigt, die wir als Prototyp eines eigenen Genres engagierter Sozialforschung verstehen. Neben der grundsätzlichen Bedeutung von Affekten für soziologische Gegenwartsanalysen interessieren wir uns vor allem für die spezifische textuelle Bau- und Erzählweise der Untersuchung und ihrer Nachfolgestudien und stellen Überlegungen an, wie eine empirische Vertiefung der Analyse dieses soziologischen Textgenres aussehen könnte.
The debates about involvement and detachment regarding our research objects are basic elements of sociological reflexivity. However, the main focus of these discussions is often on the research process itself, not necessarily on the textual products of the research work, which – according to our argument – also document and suggest certain types of involvement and detachment, and thus also evoke affects in reception. This disbalance needs to be corrected. In this article, the textual performance and affecting effects of sociological texts are exemplified by our analysis of the study The misery of the world by Pierre Bourdieu and colleagues, which we consider as a prototype of a genre of engaged social research. In addition to the fundamental significance of affects for contemporary sociological analyses, we are above all interested in the specific textual construction and narrative style of the study and its replications. Finally, we discuss directions for further investigating this sociological text genre.
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