Einleitung
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2017-4914Abstract
In der soziologischen Theoriebildung kommt der Zeitdimension seit jeher eine konzeptbildende Bedeutung zu. Spätestens seitdem Alfred Schütz den Weberschen Ansatz einer verstehenden Soziologie ausgehend von der Zeitphilosophie Bergsons und der Phänomenologie Husserls tieferlegte und erweiterte, ist Zeit als Sinndimensionen des Sozialen kaum mehr wegzudenken. Sozialtheoretisch ist Zeit von der Phänomenologie über den Pragmatismus bis hin zur Systemtheorie relevant über den Aspekt der genuin zeitlichen Konstitution sozialen Sinns. Gegenwartsdiagnostisch ist vor diesem Hintergrund allerdings eine Verschiebung zu erkennen: Mit dem spacial und allgemein material turn sowie der Diagnose einer Beschleunigung der Gesellschaft attestiert sich die moderne Gesellschaft, dass ihr Raum und Zeit problematisch werden. Im Sinne einer These kann vermutet werden, dass sich nach dem Übergang zur Moderne die Zeit- und Raumverhältnisse sozialen Sinns erneut im Umbruch befinden – mit potenziell ähnlich weitreichenden Implikationen für soziale Strukturen, wie sie rückblickend im Übergang zur Moderne beobachtbar sind.