Reflexive Autonomie der Wissenschaft
Eine feldtheoretische Perspektive mit und gegen Pierre Bourdieu
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-527Abstract
Während Wissenschaftsautonomie im politischen Diskurs von vorneherein als vorteilhaft unterstellt wird, benötigt die Soziologie einen Autonomiebegriff, der auf Distanz zu solchen normativen Vorannahmen bleibt. In dem Beitrag wird ein analytischer Begriff der relativen, empirisch variablen Wissenschaftsautonomie aus Pierre Bourdieus Theorie sozialer Felder entwickelt. Aus feldtheoretischer Perspektive gibt es keinen Grund, die Autonomie sozialer Felder für per se wünschenswert zu halten; gleichwohl war Bourdieu selbst immer ein entschiedener Verfechter größtmöglicher wissenschaftlicher Autonomie. Diese normativ-politische Bewertung steht jedoch in Konflikt mit der Feldtheorie und beruht auf fragwürdigen erkenntnistheoretischen Vorannahmen. Im Kontrast dazu wird abschließend die Idee einer „reflexiven Autonomie“ der Wissenschaft skizziert; externe gesellschaftliche Einflüsse werden dabei weniger als Einschränkung, sondern als Bedingung autonomer Wissenschaft begriffen.