Autonomie als Programm
Über eine schwierige Kategorie der Kunstsoziologie
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-531Abstract
Der Beitrag befasst sich mit der Autonomie von Kunst vor dem Hintergrund der methodologischen Problemstellung, dass jede Bezugnahme auf ‚Autonomie‘ eine unhintergehbare normative Dimension hat. Die soziologische Beschreibung von etwas als ‚autonom‘ setzt den Rekurs auf eine normative Ordnung voraus. Das Problem soziologischer Analysen zur Autonomie von sozialen Phänomenen besteht darin, dass dieser notwendige Bezug auf eine normative Ordnung meist unterlaufen und ‚Autonomie‘ als ein deskriptiver Terminus begriffen wird. Demgegenüber wird hier der Vorschlag unterbreitet, dass die Programmstruktur von Funktionssystemen stets als Ankerpunkt normativer Bestimmungen gelten muss. Funktionsprogramme sind im Unterschied zu Funktionscodes normative Strukturen. Entsprechend können die Programme von Funktionssystemen auf ‚Autonomie‘ hin orientiert werden. Dieser Vorschlag wird in Auseinandersetzung mit den kunstsoziologischen Theorien von Simmel, Adorno, Bourdieu und
insbesondere von Luhmann untersucht und begründet.