Einheit der Politik – Vielfalt des Politischen

Die Autonomie des politischen Systems und die multiple Differenzierung des Politischen

Autor/innen

  • Joachim Renn Universität Münster, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2014-534

Abstract

Die Frage der politischen Autonomie kann erst dann auf die Selbstbestimmung eines „Volkes“ bezogen werden, wenn die Ausdifferenzierung von Politik aus der Gemengelage alltäglicher Entscheidungskoordination von denen, die jener „unterworfen“ sind, als Entfaltung einer fremden Größe erfahren werden kann. Darin liegt ein Moment der Theorie „funktionalen Differenzierung“, die allerdings erst in pragmatistischer Lesart ihren Bias in Richtung einer demokratietheoretischen Desensibilisierung (Technokratie- Affinität) verliert. Die Perspektive einer „multiplen“ Differenzierung erlaubt es, beide Fragen systematisch konsistent aufeinander zu beziehen: die Frage nach der Autonomie „der“ Politik und die Frage nach der politischen Autonomie der „Bürger“ und ihrer kollektiven Gesamtheit. Einer pragmatistischen Rekonstruktion der Systemgenese zufolge wird Politik explizites und gegenüber konkret koordinierten Praktiken abstraktes System, wenn das Problemlösen im Kommunikationsmedium der Macht durch die Erweiterung seiner Radien und Zuständigkeiten auf das sekundäre und reflexive Problem der Übersetzung der Macht stößt. Die multiple Differenzierung des Politischen impliziert schließlich, dass die faktische Formatierung eines Referenten der Kollektiv- Fiktion eines politischen Systems entgegenkommende Resonanzen in den sozialen Milieus haben muss, in die Politik übersetzt wird und aus denen politisch übersetzt werden muss.

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Veröffentlicht

2014-09-11

Zitationsvorschlag

Renn, J. (2014). Einheit der Politik – Vielfalt des Politischen: Die Autonomie des politischen Systems und die multiple Differenzierung des Politischen. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 236–259. https://doi.org/10.17879/zts-2014-534