Autonomie als relationaler Begriff
Wissenschaftliche Politikberatung im Wandel
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-538Abstract
Der Verweis auf Autonomieverluste oder -gewinne ist ein zentraler Mechanismus der (De-)Legitimation von Grenzarrangements. Der Autonomiebegriff wird aber zugleich auf analytischer Ebene zur Beobachtung von Wandel verwendet. So stellt sich die Frage, wie sich die diskursive Bedeutung von Autonomie zu der verbreiteten Annahme eines Autonomieverlusts der Wissenschaft verhält. Anhand einer Rekonstruktion der Rolle der Wissenschaft in der deutschen Arbeitsmarktpolitik werden konstitutive Autonomiedilemmata wissenschaftlicher Politikberatung herausgearbeitet: Was in der Regel für einen Autonomieverlust gehalten wird, kann als Bedeutungszuwachs von strategischer Anpassung gegenüber Abgrenzung und Expansion als Mechanismus der Realisierung von Autonomieansprüchen verstanden werden. Grundlage hierfür ist die Konzeptualisierung von Autonomie als relationales Phänomen, bei dem Autonomieansprüche, Leistungserwartungen und Steuerungsbestrebungen in einer spannungsreichen und krisenanfälligen Beziehung zueinander stehen.