Die normative Binnenstruktur sozialer Milieus und ihre differenzierungstheoretische Erschließung

Autor/innen

  • Peter Isenböck Universität Münster, Institut für Soziologie
  • Linda Nell Universität Münster, Institut für Soziologie
  • Christoph Mautz Universität Münster, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2014-4867

Abstract

Der Begriff des sozialen Milieus hat vor allem in seiner Reformulierung durch die Forschungen von Vester et al. (2001) (aber auch: Schulze 1992) einen Wandel erfahren: Er bezeichnet eine Form der Vergemeinschaftung, deren Kohäsion durch lokale und regionale Ausprägungen eines Lebensstils bzw. einer Mentalität und eine relativ starke Interaktionsnähe stabilisiert wird. Vester et al. stützen theoretisch die Analyse sozialer Milieus vor allem auf eine bestimmte Lesart des Habitusbegriffs, die es zu erlauben scheint, Milieus als Gruppen mit ähnlichem Habitus“ (Vester 2001: 24) zu konzipieren. Der Habitus als Gesamtheit „umfassende(r) Klassifikations- Bewertungs- und Handlungsschemata“ (Vester 2001: 169), die eine gemeinsame Haltung, einen gemeinsamen Lebensstil, eine gemeinsame Mentalität erzeugen, führe einerseits nicht nur zur sozialen Kohäsion innerhalb einer sozialen Gruppe, sondern auch zu Ausprägungen sozialer Kohäsion zwischen Personen, deren Beziehungen bzw. Vergemeinschaftungen nicht auf Interaktionsnähe und praktischer Kenntnis beruhen und andererseits zu Differenzierungsformen sozialer Gruppen, die auf der „Distinktionspraxis“ (Vester 2001: 228) der Akteure beruhen. Das Milieukonzept reagiert damit auf eine Verengung des Phänomens der Kohäsion sozialer Gruppen auf die klassifizierbare Differenzierung von Ständen, Schichten, Klassen und sozialer Lagen – mithin auf die Abbildbarkeit der Unterschiede von Lebensstilen auf sozialstrukturelle Bedingungen.

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Veröffentlicht

2014-03-31

Zitationsvorschlag

Isenböck, P., Nell, L., & Mautz, C. (2014). Die normative Binnenstruktur sozialer Milieus und ihre differenzierungstheoretische Erschließung. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 357–381. https://doi.org/10.17879/zts-2014-4867