Soziale Milieus mit Migrationshintergrund
Ein Beitrag aus der Perspektive der politischen Soziologie Pierre Bourdieus
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-4863Abstract
So, wie die politische Soziologie Pierre Bourdieus immer wieder auf die rekursiven und herrschaftsstabilisierenden Zusammenhänge sozialer und kognitiver Strukturen verweist, geht auch der nachfolgend exemplarisch vorgestellte Milieuansatz von der lebensweltlichen Integration von Struktur und Handlung aus. Er richtet sich auf die Zusammenhangsstruktur unterschiedlichster Merkmale, in denen gesellschaftliche Akteure ihr Leben gestalten und dabei spezifische soziale Syndrome entwickeln (vgl. Vester et al. 2001). Theodor Geiger spricht dabei von „Mentalitäten“ (Geiger 1932: 77 f.), Pierre Bourdieu von Dispositionen des „Habitus“ (Bourdieu 1987: 730 f.). Beide verbinden damit akteursspezifische Muster der Handlungsorientierung, aus denen heraus die Wahrnehmung und Gestaltung von Welt erfolgt. Habitus umfasst die Dimensionen des Geschmacks und des Lebensstils, der körperlichen und emotionalen Haltung, der Muster sozialer Praxis und Beziehungen und bezeichnet die allgemeine Grundhaltung eines Akteurs gegenüber der sozialen Welt. Er kann als Syndrom und Schema von praktischen und moralischen Einstellungs-, Klassifikations- und Wertmustern gefasst werden. Wenn der Habitus der Akteure sich in familialen, beruflichen, territorialen
und anderen Gruppen ausbildet und seinerseits wieder die Beziehungen in den sozialen Gruppen mit strukturiert, liegt es nahe, diesen Zusammenhang in einem Konzept auszudrücken, das diese verschiedenen lebensweltlichen Ebenen und Felder miteinander verknüpft. Dies leistet das Konzept des sozialen Milieus. Soziale Milieus lassen sich als Beziehungszusammenhänge sozialer Gruppen verstehen, die durch typische Lebensweisen und durch ähnliche äußere Lebensbedingungen und innere Lebensgestaltung charakterisiert sind und sich voneinander abgrenzen. Sie basieren auf ähnlichen Dispositionen des Habitus.