Formierung und Gestaltung sozialer Milieus: eine sozialisationstheoretische Perspektive
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-4855Abstract
Im Vergleich zu makrostrukturellen Organisationsprinzipien, die durch soziale Zuschreibungen wie z. B. Nationalität, Klassenzugehörigkeit, ethnische Zugehörigkeit oder Einbindungen in institutionelle Settings wie etwa das Bildungssystem markiert werden, konstituieren sich soziale Milieus aus sozialisationstheoretischer Perspektive zunächst in kleinräumig geformten Handlungszusammenhängen. Gleichwohl finden im Gefüge der Gesamtgesellschaft höchst unterschiedliche Milieuformierungen ihren Ausdruck, die auf unterschiedlichen Handlungsebenen angesiedelt sind. In allen Fällen jedoch zeichnet soziale Milieus aus, dass sie nicht auf sozialen Zuschreibungs- und Ordnungskriterien beruhen, sondern auf konjunkten Handlungspraktiken und Sinnzusammenhängen. Sie stellen, mit Goffman (1971) gesprochen, eine Interaktionsordnung her, die Handlungsskripte bereithält und die Akteure mit einer sozialen Handlungsgrammatik samt solchen Vollzugsanweisungen ausstattet, die ihren Lebensverhältnissen angemessen sind (Grundmann/Steinhoff 2014). Diese Skripte und Handlungsgrammatiken verweisen auf ein konkretes lebensweltliches Miteinander, das nun seinerseits den Handlungsrahmen absteckt, vor dessen Hintergrund sich die Konturen des Seins herausbilden und entwickeln.