Sozialstrukturanalyse ‚feiner Körnung‘ oder subjektzentrierte Lebensweltanalyse?
Ungleichheitsbezogene und wissenssoziologische Ansätze der Milieuanalyse
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-4851Abstract
Lange Zeit haben zwei konträre Ansätze der Milieuforschung in verschiedenen Subuniversen disziplinärer Spezialisierung nur unzureichend voneinander Notiz genommen. Im Anschluss an die Individualisierungsthese (Beck 1983, 1986) und die Kritik an den inadäquaten Beschreibungsmöglichkeiten traditioneller klassen- und schichtorientierter Ansätze kam es zu ersten ernstzunehmenden Vermittlungsversuchen zwischen klassisch sozialstrukturell orientierten und subjektzentrierten Konzeptualisierungen innerhalb der deutschen Soziologie (zum Beispiel Hradil 1987; Vester et al. 1993), die auch den Milieubegriff wieder stärker ins Zentrum rückten. Unlängst hat sich nun eine weiterführende Debatte entwickelt, bei der die Suche nach Anschlussstellen oder doch wenigsten Übersetzungsmöglichkeiten der Milieuforschung intensiviert worden ist. In diesem Beitrag werden wir zunächst ihre sozialstrukturelle, anschließend ihre subjektzentrierte Entwicklungslinie rekapitulieren. Gestützt auf eigene empirische Forschung wollen wir danach den Milieubegriff weiter schärfen. Schließlich gehen wir der Frage nach, welche Möglichkeiten und Grenzen einer Konvergenz zwischen beiden Forschungstraditionen bestehen.