Evolutorische Vorteile von Fremdkorrektur in einer multipel differenzierten Gesellschaft
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2021-4766Abstract
Marc Mölders’ »Die Korrektur der Gesellschaft« ist ein anspruchsvolles Werk. Sein Titel stellt es in eine Reihe mit denjenigen Analysen von Funktionssystemen, die Niklas Luhmann durch diese Titelwahl hervorgehoben und in sein Theoriemodell eingebaut hat. Im Buch wird dann keine Rede von »Korrektur« als weiterem Funktionssystem sein, aber die Großräumigkeit, in der hier Gesellschaftstheorie verhandelt wird, braucht den Vergleich mit derartigen Erweiterungen nicht zu scheuen. Das Einleitungskapitel konfrontiert sofort mit der kantigen These: »Die wesentlichen Probleme der Gesellschaft sind Übersetzungskonflikte« (9)1. Der Grund dafür: die negativ gewerteten Folgen der funktionalen Differenzierung sind schwer zu korrigieren, »weil eine Differenzierung in unterschiedliche Sinnverarbeitungen nach sich zieht, dass schon die Aufnahme der Probleme so heterogen verläuft, dass sie eher weitere Probleme verursacht als Lösungen bereitzuhalten«. Differenzierung, so folgert Mölders, »bewirkt nicht nur die schwierigsten Konflikte, sie steht gleichermaßen ihrer Bearbeitung im Wege.« (9) Wieso werden aber dennoch ständig Lösungen für diese Konflikte gefunden, wie Mölders in seinen empirischen Kapiteln anschaulich zeigen wird?