Vorüberlegungen zu einer Wissenssoziologie der Gewalt
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2021-4758Schlagworte:
Gewalt, Wissenssoziologie, Neuere Gewaltsoziologie, Gewaltwissen, Kommunikativer KonstruktivismusAbstract
Der vorliegende Beitrag skizziert einen wissenssoziologischen Zugang zu Gewaltphänomenen. Im Zentrum steht die Frage, wie Wissen über Gewalt produziert, vermittelt und sozial wirksam wird. Hierfür wird zunächst dargelegt, inwiefern sich die ›Neuere Gewaltsoziologie‹ seit den 1990er Jahren von der Kategorie ›Wissen‹ abgewendet hat. Auch seitens der Wissenssoziologie gab es bisher keine nennenswerten Bemühungen, ein entsprechendes Forschungsprogramm zu initiieren. Dabei bietet gerade der Kommunikative Konstruktivismus – einer der jüngsten Theoriestränge in der Wissenssoziologie – das Potenzial, die Forderungen der ›Gewaltphänomenologie‹ mit einer Analyse der subjektiven und gesellschaftlichen Wissensvorräte über Gewalt zu verknüpfen. Dies wird anhand von vier exemplarischen Konzepten verdeutlicht: a) Wissensfelder der Gewalt, b) kommunikatives Handeln und die Triade der Gewalt, c) Gewaltinstitutionen und deren Wissensträger*innen sowie d) kommunikative Gewaltformen. Abschließend werden die methodisch-methodologischen Implikationen diskutiert, die sich aus dem Wechselspiel zwischen Gewaltwissen und kommunikativem Handeln ergeben.