Existentielle Probleme, soziologisch
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2021-4749Schlagworte:
Problemsoziologie, Konstruktivismus, Problemkarriere, soziale Frage, ökologische Frage, Krieg, Tyrannei, Drängen und Verdrängung, Gegenwartsdiagnose, GegenwartsangemessenheitAbstract
Der Beitrag entwickelt einen soziologischen Begriff existentieller Probleme entlang ihrer geteilten Eigenschaften. Hierzu führe ich zunächst die im westlichen Diskurs verbreitete Heuristik der Problematiken ein. Die Frage des Krieges, die soziale Frage, die ökologische Frage und die Tyrannei stellen dabei jede für sich die gesellschaftliche Reproduktion in Frage. Sie drängen je zur konzertierten Mobilisierung aller Problembearbeitungskapazitäten und prüfen diese. In einem zweiten Schritt platziere ich die existentiellen Probleme in mehr oder weniger ausgreifenden Problemhaushalten, hier aus der Perspektive apparativer Praxen. Diese sind neben den laufenden Vollzugsproblemen und den angeeigneten, mehr oder weniger ambitionierten Bezugsproblemen auch mit existentiellen Problemen konfrontiert. In einem dritten Schritt verfolgt der Aufsatz die besondere Performanz existentieller Probleme.
Ich schlage den Bogen vom Drängen der Probleme über deren Bearbeitung bis hin zu deren Verdrängung. Letzteres wird mit Blick auf vorgängige Problembelegungen der Apparate zur (zunächst) präferierten Umgangsweise. Ausblickend skizziert der Beitrag Tendenzen in der Normalsoziologie, die einer Gegenwartsangemessenheit im Wege stehen. Gefordert wäre demgegenüber eine Radikalsoziologie, die sich von den gegenwärtigen existentiellen Fragen beeindrucken läßt – und sich darin selbst aufs Spiel gesetzt sieht.