Gedächtnis und Gesellschaft
Gedächtnissoziologische Perspektiven auf Vergesellschaftungsprozesse
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2020-4219Schlagworte:
soziales Gedächtnis, Gedächtnisoziologie, Sozialtheorie, Gesellschaftstheorie, GesellschaftsbegriffAbstract
Im letzten Jahrzehnt hat sich eine Variante der Wissenssoziologie entwickelt, die
sich grundlegend am Begriff des Gedächtnisses orientiert und damit insbesondere zeitliche Bezüge in
sozialen Prozessen in den Fokus rückt. Mit der Weiterentwicklung des gedächtnissoziologischen Ansatzes
stellt sich die Frage nach seinem gesellschaftstheoretischen Potenzial. Der Text lotet diese Perspektive
aus. In einem ersten Schritt wird die prozessorientierte Gedächtnissoziologie kurz skizziert. Danach
erfolgt eine erste Einordnung dieses Ansatzes entlang der Unterscheidung Sozialtheorie/Gesellschaftstheorie.
Drittens werden einige Probleme des Gesellschaftsbegriffs erörtert und damit eine Grundlage
für die Diskussion der gesellschaftstheoretischen Perspektiven geschaffen, die im vierten Schritt entwickelt
werden. Neben der grundsätzlichen Leistung der Temporalisierung, die ein derartiger prozessorientierter
Ansatz ermöglicht, werden insbesondere die Erfassung von Antagonismen und Konflikten
und die Konzeptualisierung gesellschaftlichen Wandels bzw. gesellschaftlicher Transformationen skizziert.