Konfliktscheu?
Für eine stärkere Politisierung der sozialwissenschaftlichen Gedächtnisforschung
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2020-4215Schlagworte:
soziales Gedächtnis, politische Theorie, Genealogie, Hegemonie, Macht, Konflikt, AntagonismusAbstract
Wo es eine Gesellschaft gibt, gibt es soziale Gedächtnisse. Wo es soziale Gedächtnisse gibt, sind Konflikte vorprogrammiert. Hinter diesem trivial anmutenden Befund bleibt eine Beschäftigung mit der politischen Dimension von Gedächtnis, mit seinem Verhältnis zu Macht, Konflikt und Antagonismus, mindestens in der deutschsprachigen Forschung auffallend weit zurück. Es mangelt besonders an theoretischen und methodologischen Perspektiven. Angesichts dessen hält der Beitrag die sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung an, sich entsprechend zu politisieren. In Auseinandersetzung mit einer an sozialem Gedächtnis interessierten Variante der Wissenssoziologie und poststrukturalistischen Positionen entwirft er eine Analytik. Sie kann dabei helfen, Gedächtnis in doppelter Weise nach Macht zu befragen: als ein im Zeitverlauf durch Kampf und Verschiebung Entstandenes einerseits und als ein sich situativ über Mechanismen der Hegemonieproduktion und -herausforderung Konstituierendes andererseits.